Die Energiewende in der ostdeutschen Wirtschaft – 15 ausgewählte Unternehmen und Projekte – Teil 3/3

Der Klimawandel erfordert nicht nur von den Energieversorgern einen Strategiewandel. Auch viele andere Unternehmen und Branchen in Ostdeutschland leisten ihren Beitrag zu einer Transformation der Wirtschaft. Wirtschaft + Markt stellt 15 ausgewählte Unternehmen und Projekte mit ihrem Beitrag zur Energiewende vor.

Im Teil 1/3 stellen wir Ihnen die Unternehmen CEMEX Deutschland AG, ArcelorMittal GmbH, Sunfire GmbH, GETEC GREEN ENERGY GmbH und Energiequelle GmbH vor. Klick hier. Im Teil 2/3 stellen wir Ihnen die Unternehmen ENERTRAG, Oxford PV, APEX Energy Teterow GmbH und Tesvolt GmbH vor. Klick hier.

 

Big Battery Lausitz, Spremberg

Der größte Batteriespeicher Europas steht in der Lausitz. Copyright:   LEAG/ Andreas Franke

Am Kraftwerksstandort Schwarze Pumpe arbeitet seit diesem Jahr der größte Batteriespeicher Europas. Er verfügt über eine nutzbare Kapazität von 53 MW und kann unter anderem bis zu 50 MW Primärregelleistung zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen in der Stromversorgung zur Verfügung stellen. „Mit diesem Innovationsprojekt im Herzen der Lausitz betritt unser Unternehmen Neuland auf dem Gebiet der Stromspeicherung und wird in einem Technologieumfeld aktiv, das im Zuge der Energiewende vielfältige Potenziale für die Zukunft bietet“, beschreibt LEAG-Kraftwerksvorstand Hubertus Altmann das Projekt. Der Energieproduzent LEAG sieht darin einen Beitrag zum Aufbau weiterer Wertschöpfungsketten in der Energieregion Lausitz.

Nationales Wasserstoffzentrum Chemnitz

Das »Hydrogen and Mobility Innovation Center« umfasst ein großes Fahrzeuglabor, ein umfangreiches Wasserstoff-Testfeld, Prüfstände für Brennstoffzellen sowie ein Fortbildungszentrum und ein Experience Lab.. Copyright: HZwo

Das bundesweite Wasserstoffzentrum wird neben zwei Standorten in Westdeutschland auch in Chemnitz angesiedelt. Demnach erhält das an der Chemnitzer TU beheimatete Netzwerk HZwo einen Förderbetrag von 60 Millionen Euro vom Bund. Nahe der Universität wird ein hochmoderner Campus mit einem Fahrzeuglabor, Prüfständen sowie einem Fortbildungszentrum entstehen. Im ersten Schritt sollen 80 bis 120 Arbeitsplätze für Forschende geschaffen werden. Die Chemnitzer konzentrieren sich auf die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie für Mobilitätsanwendungen. Hinter der Initiative stehen u. a. BMW, der Automobilzulieferer Vitesco Technologies, die Technischen Universitäten in Chemnitz und Dresden, die Fraunhofer-Gesellschaft, das Innovationscluster HZwo – Antrieb für Sachsen sowie eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) mit rund 10.000 Arbeitsplätzen. Prof. Dr. Thomas von Unwerth, Leiter der Professur Alternative Fahrzeugantriebe der TU Chemnitz und Vorstandsvorsitzender des HZwo e.V. prognostiziert: „Mit der Auswahl unseres Standortes für das nationale Innovations- und Technologiezentrum Wasserstofftechnologie wird Chemnitz ein zentraler Kompetenzstandort in Deutschland.”

Hydrogen Lab Leuna 

Von links nach rechts: Gerd Unkelbach (Leiter Fraunhofer CBP), Prof. Dr. Matthias Petzold (Leiter Fraunhofer IMWS), Dr. Markus Wolperdinger (Leiter Fraunhofer IGB), Joachim Heider (Leiter Vertriebs-region Nordost, Linde Gas), Thomas Behrends (TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH), Prof. Dr. Reimund Neugebauer (Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft), Dr. Sylvia Schattauer (stv. Leiterin Fraunhofer IMWS) Prof. Dr. Thorsten Posselt (Leiter Fraunhofer IMW), Willi Frantz (TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH).Copyright Fraunhofer IMWS/Michael Deutsch

Grüner Wasserstoff wird als unverzichtbar für eine nachhaltige Energiewende in der Industrie angesehen. In Leuna hat seit Mitte des Jahres mit dem Hydrogen Lab Leuna die erste Pilotanlage für Test und Skalierung der dazu notwendigen Elektrolysesysteme, die vollständig in einen Chemiepark integriert ist, ihren Betrieb aufgenommen. Das Fraunhofer-Institut IMWS, das Fraunhofer-Institut IWES und das Fraunhofer-Institut IWU bündeln mit ihren Aktivitäten in Leuna und dem Hydrogen Lab Görlitz ihre Expertise in Ostdeutschland.

»Ziel des ersten Fraunhofer Hydrogen Labs in Leuna ist die Überführung von Wasserstofftechnologien aus dem Labor in den Industriemaßstab“, erklärt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Inmitten des mitteldeutschen Chemiedreiecks wird der Standort mit seiner Industrienähe schnell sichere und effektive Lösungen in die Anwendung bringen.“ Die direkte Integration in die Infrastruktur des Chemieparks bietet neben der Anbindung an das H2-Pipelinenetz Mitteldeutschland für die Fraunhofer-Forscher auch den Zugang zur örtlichen Chemieindustrie, die bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft viel Wasserstoff benötigen wird.

Doing Hydrogen, Rostock

Im Projekt „Doing Hydrogen – ein Wasserstoff-Hub für Ostdeutschland“ wollen der Pipelinebauer und -betreiber Gascade, der Gasnetzbetreiber ONTRAS, der Wasserstoffexperte APEX, das Erneuerbare-Energien-Unternehmen ENERTRAG und weitere Energieunternehmen eine Wasserstoffleitung zwischen Rostock und Güstrow bauen und eine bestehende Erdgaspipeline für den Wasserstofftransport bis Berlin, Brandenburg und Sachsen umwidmen. Diese Leitung soll Teil eines deutschen und europäischen Wasserstoffnetzes werden.

Energiefabrik Lübesse

Die Lübesse Energie GmbH plant, im „Energiedorf“ Lübesse, südlich von Schwerin, auf Basis einer innovativen Wasserstoffsystemtechnik eine emissionsfreie Energiefabrik zur Speicherung und Nutzung von Windstrom für die lokale Energieversorgung des Ortes sowie zur Erzeugung klimaneutraler Kraftstoffe zu bauen. Die Energiefabrik in Form einer Power-to-X-Anlage versorgt dezentral und emissionsfrei Lübesse mit Strom und Wärme. Nicht benötigte Energiemengen sollen zur Herstellung regenerativer Kraftstoffe, so genannter e-Fuels, und klimaneutraler Gase genutzt werden.  Ziel des vom Land Mecklenburg-Vorpommerns geförderten Projekts ist es, solche dezentralen Energiefabriken künftig auch in weiteren Kommunen zu errichten.