Der W+M-Fragebogen – Achim Oelgarth

Was heißt es, in heutigen Zeiten Unternehmer oder Manager zu sein? Welche Ziele, Werte und Visionen stehen im Fokus – sowohl privat als auch beruflich? Wirtschaft+Markt fragt Persönlichkeiten der ostdeutschen Wirtschaft im W+M-Fragebogen.

Heute: Achim Oelgarth,
Geschäftsführender Vorstand des Ostdeutschen Bankenverbandes (OstBV) (51), Jurist, Banken-, FinTech- und Wirtschaftsberater.

Seit über zwanzig Jahren arbeite ich an der Schnittstelle von Finanzwirtschaft, Technologieunternehmen und Politik. Aus dem Rheinland führten mich meine beruflichen Stationen in eine Bank nach Paris, zu einem Medienkonzern nach Düsseldorf und Frankfurt am Main, in eine Wirtschaftsrechtsanwaltskanzlei nach Berlin, von da nach Brüssel zum Bankenverband und wieder in die Bundeshauptstadt zu einer italienisch-deutschen Großbank.

Ich lebe und arbeite für eine funktionierende und soziale Marktwirtschaft in Deutschland, in einem geeinten Europa, weil damit unser Wohlstand, unsere Sicherheit und Fortschritt erst möglich werden. Erfindungen, Unternehmertum und Technologieoffenheit begeistern mich und geben mir Hoffnung für eine nachhaltigere Zukunft. Das verstehe ich auch als unsere Pflicht gegenüber den nächsten Generationen.

Seit 2018 bin ich:

Geschäftsführender Vorstand des Ostdeutschen Bankenverbandes (OstBV), Mitglied im Advisory Board des Ostdeutschen Wirtschaftsforums (OWF.ZUKUNFT) und in diversen Gremien von Kammern und gemeinnützigen Organisationen tätig.

Lebensmotto:

„Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.“

STARTSCHUSS

1. Wie heißt Ihre Institution und wann wurde sie gegründet?

Der Ostdeutsche Bankenverband e.V. (OstBV) wurde 1949 als der Verband des Berliner Bankgewerbes gegründet und 1990 – mit der Deutschen Einheit – auf die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausgeweitet.

2. Was ist die Kernkompetenz des OstBV?

Wir vertreten die Interessen der Banken in privater Rechtsform und die weiteren Unternehmen der Finanzbranche in Ostdeutschland. Dabei sind die Netzwerke in Banken, FinTechs, Politik, Wirtschaft sowie Medien, unser Know-how zu Finanzen und Wirtschaft und unsere Informationskanäle die Kernkompetenzen.

3. Was hat Sie zum OstBV geführt?

Der Wunsch in den neuen Bundesländern die Zukunft des Mittelstandes und der Start-Ups mitzugestalten sowie deren Rahmenbedingungen und Finanzierung sicher zu stellen.

4. Geborener Unternehmer oder Spätberufener?

Ich habe schon immer gern mit Menschen zusammengearbeitet, soziale Marktwirtschaft als die beste Form des Wirtschaftens in einer Demokratie verstanden und mich für Politik interessiert. Wahrscheinlich ist es meine Bestimmung an der Schnittstelle zu arbeiten. Aus einer Unternehmerfamilie komme ich jedenfalls nicht.

5. Was war Ihre bisher erfolgreichste Idee?

Privat: Eine wunderbare Familie zusammen mit meiner Frau in die Welt zu setzen. Das jüngst noch eine Schäferhündin dazu kam, war nicht meine Idee.

Beruflich: Eine über viele Jahre sehr fruchtbare sinnstiftende Idee war das sog. east forum Berlin, eine internationale Wirtschaftskonferenz mit Diplomaten und Gästen aus 40 Staaten, die sich zum Ziel genommen hatte, einen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok zu schaffen – in Frieden und Prosperität. Jüngst habe ich zusammen mit vielen fleißigen Unterstützern die Berlin Finance Initiative (BFI) gestartet, da Berlin sich vom traditionellen Finanzplatz Deutschlands vor den Weltkriegen in den letzten Jahren zu Europa digitalem Finanzplatz entwickelt. Der OstBV ist der Inkubator der BFI.

6. Und wo haben Sie sich getäuscht?

In der Einschätzung Anfang 2021, dass die neue Bundesregierung eine schwarz-grüne (auch in der Reihenfolge) würde.

LAUFBAHN

1. Was zeichnet einen guten Chef aus?

Nur wer Menschen liebt, kann führen. Nur wer vertraut, kann Mitarbeitende fördern und zu Höchstleistungen motivieren. Nur wer positiv vorlebt, erreicht auch Positives.

2. Und was eine guten Mitarbeiter?

Kreativ zu sein. Niemals „es geht nicht“ zu akzeptieren. Seine Aufgaben und vieles mehr mit Freude und Engagement zu machen.

3. Welche wichtigen Eigenschaften sollte ein Unternehmer haben?

Das richtige Maß zu halten, um eine gute Balance zwischen „Lust auf Veränderung“ mit dem „Beibehalt von Traditionen“ verknüpfen zu können.

4. Ihre Passion als Geschäftsführer: Entwickeln, verkaufen oder organisieren?

Neue Dinge erfinden und zum Erfolg führen.

5. Was verbindet Sie mit Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung?

Die Freude am ständigen Dazulernen.

6. Und wohin soll die Reise Ihres Verbandes gehen?

Jeden Tag wieder dahin, dass der OstBV ein fester Bestandteil der wirtschaftspolitischen Willensbildung im Osten der Republik ist und bleibt.

ZWISCHENSPRINT

1. In einem Satz: Ein Buch, dass Sie jederzeit empfehlen würden und warum?

Ich lese gerade „Open“ das Selbstportrait von Tennisstar André Agassi. Es zeigt, dass Spitzenleistung einen hohen Preis (in der Kindheit und Jugend) hat und dennoch ein Happy End möglich ist.

2. In einem Satz: Ein Musikstück, das Sie immer wieder hören können?

Die Europahymne von Ludwig van Beethoven „Ode an die Freude“.

3. Etwas wobei Sie sich entspannen können?

Bei einem Laphroaig Triple Wood am Kamin.

4. Ein Lieblingsplatz in der Welt?

Marseille zusammen mit meiner Frau.

AUSDAUERTEST

1. Was bedeutet für Sie Heimat?

Heimat ist für mich kein Ort, sondern ein Gefühl: Geborgenheit in der Familie.

2. Wenn Sie drei Dinge – ideell oder finanziell – unterstützen könnten oder es bereits tun, welche wären/sind dies?

  • Förderung internationaler Freundschaften nebst exzellenter Ausbildung für Schülerinnen und Schüler (konkret die Organisation: ASSIST).
  • Finanzielle Hilfen zur Linderung der Not von flüchtenden Kindern (konkret: UNICEF-Flüchtlingshilfe).
  • Unterstützung von Gründer/innen in den ostdeutschen Bundesländern.

3. Wenn Sie nicht Geschäftsführer geworden wären, was wären Sie dann gerne geworden?

… dann wäre ich Architekt.

ZIELEINKUNFT

1. Welche Vision von der Zukunft fasziniert Sie?

Nachhaltigkeit: Alles zu tun bzw. zu lassen, damit unserer Erde nur so viel weggenommen wird, wie wir auch zurückgeben.

2. Und welche bereitet Ihnen Sorge?

… dass wir unsere Erde verbrauchen und damit auf Kosten der nächsten Generationen leben.

3. Zum Abschluss: Ein Rat an junge Menschen?

Glück und Zufriedenheit kann man sich selbst erschaffen, indem man seine Träume lebt.