Kasachstan: Zuverlässiger Partner für deutsche Unternehmen in Eurasien
Von den südlichen Ausläufen Sibiriens im Norden über die große Steppe bis zum Kaspischen Meer mit seinen Hafenstädten und Ölplattformen im Süden – Kasachstan ist ein ebenso vielfältiges wie faszinierendes Land. Das gemessen am Staatsterritorium neuntgrößte Land der Erde nimmt seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1991 eine führende Rolle bei den Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands wie Europas mit Zentralasien insgesamt ein. Zahlreiche sogenannter ‚Spätaussiedler‘ oder besser gesagt Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion fanden nach deren Ende und den Weg in das vereinte Deutschland. Diese Personengruppe spielt eine zentrale Rolle für die humanitären und kulturellen Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland. Im 30. Jahr seiner staatlichen Eigenständigkeit hat Kasachstan jedoch mehr zu bieten als lediglich ein zuverlässiger Lieferant für fossile Energieträger zu sein. Insbesondere in den letzten Jahren hat sich eine dynamische Mittelschicht herausgebildet, die Kaufkraft hat sich infolge der stabilen wirtschaftlichen Entwicklung gesteigert und zahlreiche Branchen sind mit attraktiven Konditionen auf der Suche nach ausländischen Investoren und Partnern.
Die Wirtschaftsstruktur des an Erdöl und Erdgas reichen Landes war in den ersten beiden Jahrzehnten seiner staatlichen Unabhängigkeit stark auf den Energiesektor konzentriert. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum betrug in den Jahren 1999-2014 im Durchschnitt über 9 Prozent jährlich, was eine Spitzenposition im regionalen Vergleich bedeutet. Bereits in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit erkannt, die Wirtschaft strukturell unabhängiger von fossilen Rohstoffen aufzustellen. Hiervon profitierten zunächst die metallverarbeitenden und petrochemischen Industrien und der Agrarsektor, später auch die Finanz- und Start-Up-Branche. Auch der Tourismus hat in den letzten Jahren vor der Corona-Krise dank umfangreicher staatlicher Förderungen stark an Profil gewonnen. Mit dem 2018 geschaffenen Astana International Finance Centre (AIFC) kommt Kasachstan eine besondere Bedeutung in der gesamten Region zu. Über 500 Unternehmen aus 35 Ländern sind mittlerweile am Finanzplatz in Nur-Sultan tätig. Infolge der kontinuierlich fortgeschrittenen Korruptionsbekämpfung konnte Kasachstan schließlich im Dezember 2015 der Welthandelsorganisation (WTO) beitreten. Diesem Schritt waren über 20 Jahre intensiver Verhandlungen vorausgegangen.
Die während der Amtszeiten des Ersten Präsidenten Nursultan Nazarbayev geschaffene Stabilität Kasachstans in inneren wie äußeren Angelegenheiten von Staat und Gesellschaft sowie eine marktwirtschaftliche, auf sozialen Ausgleich orientierende Regierungspolitik haben die Republik als attraktiven Wirtschaftsstandort für europäische Firmen etabliert. Zahlreiche deutsche und europäische Firmen bedienen von Kasachstan ausgehend den gesamten zentralasiatischen Markt. Nazarbayev war es ebenfalls, der den Anstoß zur Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion (EEU) im Jahr 2015 gab und damit einen historischen Beitrag für die regionale Integration Eurasiens leistete. Sein Nachfolger im Amt des Staatspräsidenten, der im Juni 2019 gewählte Kassym-Jomart Tokayev, setzt den auf wirtschaftliche Diversifizierung und Liberalisierung bei Wahrung der sozialen und ökologischen Verantwortung erfolgreich fort. Bei seinem Besuch in Berlin im Dezember 2019 betonte Präsident Tokayev bei einer Veranstaltung des Berliner Eurasischen Klubs die zentrale Bedeutung der deutsch-kasachischen Beziehungen im Wirtschaftsbereich für den Entwicklungsweg seines Landes.
Für deutsche Unternehmen bietet sich Kazakh Invest als erste Anlaufstelle für konkrete Beratungsgespräche und weitergehende Aktivitäten an. Als einzige deutsche Anwaltskanzlei ist Berg & Moll am AIFC vor Ort vertreten und bietet Unterstützung in allen juristischen Belangen. Auch ist es stets ratsam, frühzeitig ein belastbares Netzwerk zu Entscheidungsträgern in Politik und Administration aufzubauen. Die Botschaft der Republik Kasachstan in Berlin bietet jährlich aktuelle Informationen über alle wesentlichen Entwicklungen des Landes in kompakter Buchform an. Wenngleich die englische Sprache sich in der Geschäftswelt zunehmend durchsetzt und sich das Deutsche aufgrund der historischen Verbindungen einer besonderen Stellung erfreut, so sind konversations- bis verhandlungssichere Russischkenntnisse für eine langfristige, erfolgreiche Geschäftstätigkeit von großem Vorteil.
Wer bereit ist, sich auf Kasachstan einzulassen und den Menschen und Institutionen dort mit einer interessierten Offenheit für Neues begegnet, wird die überwältigende Gastfreundschaft der Menschen, die malerischen und abwechslungsreichen Landschaften und nicht zuletzt attraktive Geschäftschancen im Herzen Eurasiens für sich erschließen können.
Der Autor: Urs Unkauf ist Leiter Regierungsbeziehungen des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA). Studium der Geschichte und Soziologie. Berufliche Verwendungen in den Bereichen Public Affairs, Energiepolitik und Beratung politischer Entscheidungsträger. Fachliche Schwerpunkte sind internationale Beziehungen, Diplomatie und die Entwicklung der Beziehungen Deutschlands zu den Staaten Osteuropas, Zentralasiens und des Südkaukasus.