Samstag, April 20, 2024

Volle Auftragsbücher im ostdeutschen Maschinenbau

  • Vier von fünf Unternehmen bewerten Gesamtsituation positiv
  • Materialengpässe stören aber zunehmend die Produktion
  • Lieferprobleme und Fachkräftemangel trüben Aufbruchstimmung

    Leipzig. Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau befindet sich weiter auf Erholungskurs. Im dritten Quartal 2021 bewerteten 80 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als “sehr gut” oder “gut” – ähnlich viele Betriebe sagten das zuletzt Mitte 2019. Die positive Auftragslage wird jedoch überschattet von deutlich spürbaren Materialengpässen, überdurchschnittlich steigenden Material- und Energiepreisen sowie dem wieder in den Fokus rückenden Fachkräftemangel. Diese Produktionshemmnisse schlagen sich auch in sinkenden Geschäftserwartungen bis zum Jahresende nieder. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter seinen 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

    “Wir beobachten gut gefüllte Auftragsbücher und eine grundsätzlich zuversichtliche Stimmung. Zugleich lasten die Lieferschwierigkeiten, die Materialpreisspirale und der Personalmangel aber schwer auf den Unternehmen. Hält dies an, ist der Aufholprozess gefährdet”, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.

    Kapazitätsauslastung steigt – Auftragspolster konstant
    Spiegelbild der bisher guten Gesamtsituation ist die Kapazitätsauslastung. Die Firmen lasteten im dritten Quartal 2021 ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 86,8 Prozent aus. Dieser Wert kletterte gegenüber dem Vorquartal um 1,4 Prozent und ist der höchste seit zwei Jahren.

    Konstant geblieben ist das Auftragspolster der Betriebe. Es reicht im Durchschnitt für 5,1 Produktionsmonate bis Ende Februar 2022. Rund 80 Prozent der Unternehmen verzeichneten zudem im Vergleich zum Vorquartal ein Auftragsplus oder eine stabile Auftragslage. Dass in fast jedem fünften Betrieb der Auftragsbestand schmolz, beunruhigt Köhn noch nicht. “Mehr als die Hälfte dieser Firmen bewerteten ihre wirtschaftliche Lage positiv. Wenn das Auftragspolster in dieser Situation schwankt, ist das noch kein Alarmsignal”, erläutert Köhn.

    Erhebliche Beschaffungsprobleme trüben Stimmung
    Deutlich größere Sorgen bereiten dem Verbandsgeschäftsführer die verzögerten und unkalkulierbaren Lieferzeiten für Material wie Stahl und Holz sowie für Vorprodukte. Unter diesem Einfluss haben sich auch die Geschäftserwartungen für das vierte Quartal 2021 etwas eingetrübt. So befürchten etwa 14 Prozent der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftschancen verschlechtern – für das dritte Quartal 2021 waren rund 4 Prozent von schwächeren Geschäften ausgegangen. Fast 86 Prozent der Unternehmen rechnen hingegen bis Dezember 2021 mit gleichen oder besseren Perspektiven.

    Kritisch blickt Köhn zudem auf die stark steigenden Energiekosten. “Diese belasten unsere mittelständische Industrie in Ostdeutschland in einer besonderen Weise. Die Netzentgelte sind bereits höher als in anderen Regionen. Nun verteuern vor allem die erhöhte Nachfrage nach Strom und Gas sowie die gestiegene CO2-Bepreisung die Energie erheblich und führen damit zu einer zusätzlichen Belastung.” Er begrüßt daher die jüngst bekannt gegebene Absenkung der EEG-Umlage auf etwa 3,7 Cent je Kilowattstunde ab 2022. “Die Versorger müssen die Einsparungen nun aber vollumfänglich an die Kunden weitergeben. Zudem ist eine Reform der energiebezogenen Steuern notwendig”, fordert Köhn.

    Unternehmen planen Neueinstellungen
    Unverändert schwungvoll sind die Personalplanungen. Zwischen Oktober 2021 und März 2022 wollen etwa 53 Prozent der Firmen ihre jetzigen Mitarbeitenden halten und rund 38 Prozent der Unternehmen neue Mitarbeitende einstellen. Das Problem: ein Mangel an qualifizierten und reisebereiten Fachkräften.

    Kurzarbeit spielt indes mittlerweile eine untergeordnete Rolle: 15 Prozent der Betriebe nutzten im dritten Quartal 2021 dieses Arbeitsmarktinstrument, um vor allem eine verhaltene Auftragslage oder Lieferengpässe zu überbrücken. Vor einem Jahr waren es noch 61 Prozent der Maschinenbau-Betriebe.

 

 

 

 

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