Nach einem Stillstand von fast 15 Monaten mit kurzer Unterbrechung im Herbst 2020 finden in Deutschland wieder Messen statt. Ein Beitrag von Hendrik Hochheim, Geschäftsbereichsleiter Messen Deutschland im AUMA – Verband der deutschen Messewirtschaft.
Die Messeveranstalter haben vor allem für abgesagte Messen im ersten Halbjahr in vielen Fällen neue Formate entwickelt, um die Zeit ohne reale Messen zu überbrücken. Dazu zählen insbesondere digitale Events mit Firmenpräsentationen, Interaktionsmöglichkeiten und digitalem Kongressprogramm. Bisher haben rund 60 digitale Veranstaltungen stattgefunden. Im zweiten Halbjahr werden rein digitale Events nur eine relativ kleine Rolle spielen. Eine Reihe von physischen Messen werden aber digitale Ergänzungen haben, also als Hybrid-Messen stattfinden.
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres blicken viele Veranstalter mit Optimismus auf die Messe-Herbstsaison. Die Zahl der Ausstelleranmeldungen bestätigt das, auch wenn noch nicht wieder die Ergebnisse von 2019 erreicht werden. Für die Unternehmen geht es bei der Überwindung der Coronaschäden in den nächsten Jahren mehr denn je um Vertrauensaufbau, um Markenpflege, um persönliche Beratung, um die überzeugende Präsentation von Innovationen, um die Gewinnung neuer und die Bindung bestehender Kunden, um die Anbahnung von Kooperationen und letztlich um langfristige Geschäftsbeziehungen. All diese Ziele lassen sich im Paket nur mit einer realen Messebeteiligung erreichen.
Folgen der Corona-bedingten Messeabsagen
Die Absage zahlreicher Messen in den Jahren 2020 und 2021 hatte nicht nur für die direkt involvierten Akteure wie Veranstalter, Aussteller, Besucher und Dienstleister Einbußen zur Folge, darunter aus dem Messestandbau, sondern auch gravierende gesamtwirtschaftliche Folgen. Betroffen sind u.a. Hotellerie, Gastronomie, Transportgewerbe, Handel, Handwerk etc. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen Verluste durch die Absagen von Messen auf 42 Mrd. Euro, 165.000 Arbeitsplätze sind gefährdet und 6,7 Mrd. Euro Steuereinnahmen gehen dem Fiskus verloren.
Wirtschaftshilfen der Bundesregierung
Zur Überwindung der Corona-bedingten Ausfälle hat der Bund umfangreiche Wirtschaftshilfen zur Verfügung gestellt. Speziell für die Messewirtschaft wurde ein Förderprogramm aufgesetzt, das ausstellende Unternehmen bei ihrem Neustart auf Messen in Deutschland unterstützt. Damit will die Bundesregierung gezielt das Exportmarketing der Unternehmen hierzulande stärken und fördern. Das Programm startet im Oktober 2021 und soll bis Ende 2022 laufen. Das neue Programm fördert Einzelbeteiligungen von Ausstellern an ausgewählten Messen. Teilnehmen können Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die nach der EU-Definition zu den kleinen und mittleren Unternehmen gehören und damit weniger als 250 Mitarbeiter haben und höchstens 50 Mio. Euro Jahresumsatz erwirtschaften. Die Förderung umfasst einen Zuschuss bei den Kosten für Standmiete und Standbau von bis zu 12.500 Euro. Ausgewählt wurden 19 internationale Messen in Deutschland für Oktober und November 2021, die den Kriterien der Exportförderung entsprechen.
Außerdem können Unternehmen eine weitere Bundesförderung für ihre Messebeteiligung nutzen, die sich an Gründer und Start-ups richtet. Für den Zeitraum September bis Dezember 2021 stehen 18 Messen in dem Programm, das 60 % der Kosten von Standmiete und Standbau fördert. Darüber unterstützen auch einige Bundesländer die Unternehmen mit Sitz im jeweiligen Bundesland bei ihren Messebeteiligungen.