Der W+M-Fragebogen – Dr. Ute Bergner

Was heißt es, in heutigen Zeiten Unternehmer oder Manager zu sein? Welche Ziele, Werte und Visionen stehen im Fokus – sowohl privat als auch beruflich? Wirtschaft+Markt fragt Persönlichkeiten der ostdeutschen Wirtschaft im W+M-Fragebogen.

Heute: Dr. Ute Bergner
Geschäftsführende Gesellschafterin VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH

Geboren bin ich in Jena. Nach dem Abschluss meines Physikstudiums 1981 war ich zehn Jahre Assistentin in Lehre und Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und habe 1987 zum Dr. rer. nat. promoviert. 1991 bis 1992 war ich als Außendienstmitarbeiterin bei der Vakuum-Firma Balzers tätig. 1992 habe ich VACOM gegründet.

Heute bin ich:

Geschäftsführende Gesellschafterin von VACOM und Mitglied des Thüringer Landtags.

Lebensmotto:

Nur was wir verstehen, können wir beherrschen.

STARTSCHUSS

 

1. Wie heißt Ihr Unternehmen und wann wurde es gegründet?

VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH, gegründet 1992

2. Was ist die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?

Ultrafeinst-Reinigung für Hochtechnologien, Vakuum- und Sauberkeitsmesstechnik, Fertigung von Vakuumkomponenten

3. Was hat Sie zum Unternehmen geführt?

Ich wollte etwas von Anfang bis zum Ende komplett selbst erschaffen und ein eigenes Geschäftsmodell entwickeln.

4. Geborener Unternehmerin oder Spätberufene?

Geborene Unternehmerin. Als einzige bekam ich die Note 1 in „Sozialistischer Betriebswirtschaft“ während des Studiums, da ich in einem Computerspiel fiktiv den höchsten Gewinn einstrich.

5. Was war Ihre bisher erfolgreichste Idee als Unternehmerin?

Die Halbleitertechnologie tendiert dazu, immer kleiner und schneller zu sein. Mir war deshalb schnell klar, dass ich mich auf die Sauberkeitsmesstechnik konzentrieren muss.

6. Und wo haben Sie sich getäuscht?

Ich habe mich vor allem in Menschen getäuscht. Ich habe ihnen vertraut, weil ich an das Gute im Menschen glaube. Leider stellte es sich manchmal heraus, dass sie sich mir gegenüber nicht loyal verhielten.

 

LAUFBAHN

1. Was zeichnet einen guten Chef aus?

Eine wertschätzende Kommunikation und ein respektvoller Umgang mit Mitarbeitern und allen anderen Partnern tragen wesentlich zu nachhaltigem Erfolg bei.

2. Und was einen guten Mitarbeiter?

Jeder Mensch sollte die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten realistisch einschätzen, zugleich aber aufgeschlossen für Neues sein. Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Loyalität sind mir wichtig.

3. Welche Eigenschaften sollte ein Unternehmer haben?

Er oder sie sollte für sein/ihr Unternehmen „brennen“. Das legitime und wichtige Streben nach Gewinn sollte kein Selbstzweck sein. Neben dem klugen Abwägen von Chancen und Risiken sollte er/sie bereit sein, neue Wege zu gehen.

4. Ihre Passion als Unternehmerin: Entwickeln, verkaufen oder organisieren?

Ich bin Naturwissenschaftlerin und von Natur aus neugierig. Mich reizt es, neue Lösungen zu suchen und zu finden.

5. Was verbindet Sie mit Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung?

Unser Slogan „Nichts ist unerreichbar“ ist ein Wortspiel, das meinen Bezug zum Vakuum ganz gut versinnbildlicht. Auch wenn das absolute Nichts praktisch nicht realisierbar ist, macht das Nahezu-Nichts unendlich viele Dinge erst möglich.

6. Und wohin soll die Reise Ihres Unternehmens gehen?

VACOM ist ein mittelständisches Familienunternehmen, in dem Eigentum und Verantwortung zusammengehören. Wir denken langfristig. Seit vielen Jahren arbeiten wir an der Digitalisierung und haben 2019/20 die erste „smarte“ Fabrik Deutschlands eingeweiht.

ZWISCHENSPRINT

1. In einem Satz: Ein Buch, dass Sie jederzeit empfehlen würden und warum?

Christopher Clark: Die Schlafwandler. Da er Zusammenhänge zum 1. Weltkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven wunderbar darstellt.

2. In einem Satz: Ein Musikstück, das Sie immer wieder hören können?

Beethovens 9. Sinfonie

3. Etwas wobei Sie sich entspannen können?

Yoga und Wellness

4. Ein Lieblingsplatz in der Welt?

Das Berchtesgadener Land

 

AUSDAUERTEST

1. Was bedeutet für Sie Heimat?

Dort wo ich glücklich bin, mich geborgen fühle, meine Freunde und Familie sind und ich in einer Kultur lebe, in der ich mich wohlfühle.

2. Wenn Sie drei Dinge – ideell oder finanziell – unterstützen könnten oder es bereits tun, welche wären/sind dies?

Das Interesse junger Menschen an Wissenschaft & Technik fördern.
Umwelt und Technik in Einklang bringen.
Aufforstung der Wälder um die Kreislaufwirtschaft zu stärken.

3. Wenn Sie nicht Unternehmerin geworden wären, was wären Sie dann gerne geworden?

Ich hätte Bionik studiert oder wäre eine gute Ärztin geworden.

 

ZIELEINKUNFT

1. Welche Vision von der Zukunft fasziniert Sie?

Die Idee, dass Menschen zusammen in einem Netzwerk leben, sie im Mittelpunkt stehen und sich die Frage „Wer herrscht über wen?“ nicht stellt.

2. Und welche bereitet Ihnen Sorge?

Die Spaltung der Gesellschaft, das Säen von Hass und Aggression und das Ignorieren von Naturgesetzen.

3. Zum Abschluss: Ein Rat an junge Menschen?

Wichtig ist eine gute Selbstreflexion. Jeder sollte Zusammenhänge hinterfragen und nicht kritiklos etwas hinterherlaufen.