Wirtschaft und Markt

VDMA Ost: Maschinenbauer der Hauptstadtregion verbuchen 2020 hohe Einbußen

Foto: Peter Wiegel/Pixelio.de

Betrieben bricht vor allem der Auslandsumsatz weg – Beschäftigung geht ebenfalls stark zurück – Digitale Infrastruktur muss ausgebaut werden

Leipzig, 25. Februar 2021 – Die Coronavirus-Pandemie hat den Maschinen- und Anlagenbauern der Hauptstadtregion im Jahr 2020 stark zugesetzt. Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg zeigte die Umsatzkurve im Vergleich zu 2019 nach unten. Vor allem das Auslandsgeschäft bekam einen spürbaren Knick. In beiden Bundesländern sank zudem die Beschäftigung. Das geht aus den Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg für Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern hervor.

„Der Maschinenbau in der Hauptstadtregion ist sichtbar angeschlagen. Besonders betroffen sind die Berliner Firmen“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost. So musste der Berliner Maschinenbau 2020 sehr hohe Umsatzeinbußen hinnehmen. Die statistisch erfassten 34 Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern verkauften Maschinen, Anlagen, Komponenten und Services im Wert von 1,8 Milliarden Euro – ein Minus von 11,2 Prozent beziehungsweise 230 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Damit rutschte der Gesamtumsatz erstmals seit 2015 wieder unter die Marke von 2 Milliarden Euro.

Die 31 statistisch erfassten Brandenburger Maschinen- und Anlagenbauer registrierten einen eher moderaten Rückgang. Ihr Gesamtumsatz sank gegenüber dem sehr guten Jahr 2019 um 4,2 Prozent beziehungsweise 26 Millionen Euro auf knapp 597 Millionen Euro. Im Branchenranking der ostdeutschen Bundesländer nimmt Berlin unverändert die vorletzte und Brandenburg die letzte Position ein. An der Spitze steht Sachsen mit einem Umsatz von rund 6,7 Milliarden Euro.

Fehlende Auslandsnachfrage verhagelt Geschäft
Ausschlaggebend für den Umsatzeinbruch der Berliner Unternehmen war die schwache Nachfrage ausländischer Kunden. Der Auslandsumsatz fiel um 13,9 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro – das waren etwa 200 Millionen Euro weniger als im soliden Jahr 2019. Da die innerdeutschen Bestellungen nur leicht nachgaben, sank die Exportquote des Berliner Maschinenbaus um 2 Prozent auf 67 Prozent. Im ostdeutschen Branchenvergleich bleibt Berlin damit zum zweiten Mal in Folge hinter Mecklenburg-Vorpommern zurück, dessen Auslandsanteil bei etwa 70 Prozent lag.

Noch stärker ging der Auslandsumsatz in Brandenburg zurück. Die Betriebe erwirtschafteten rund 237 Millionen Euro – das entspricht einem Minus von 18,4 Prozent beziehungsweise 53 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Ein schwächeres Ergebnis gab es zuletzt im Jahr 2010. Im traditionell stärkeren Inlandsgeschäft steigerten die Brandenburger Unternehmen ihren Umsatz um 8 Prozent. Die Folge war eine Exportquote von 39,6 Prozent, die niedrigste aller ostdeutschen Länder.

VDMA-Landesverbandsgeschäftsführer Köhn sieht die Gründe für das kraftlose Auslandsgeschäft in den schon lange schwelenden internationalen Konflikten sowie in den Restriktionen infolge der Coronavirus-Pandemie. So konnten viele Betriebe aufgrund der Reise- und Quarantänebestimmungen Maschinen nicht oder nur verzögert ausliefern, Anlagen nicht in Betrieb nehmen oder Serviceverträge nicht erfüllen. „Die Misere zeigt sich auch im vermeintlich Kleinen, wie im technischen Vertrieb. Eine Videokonferenz kann nicht das persönliche Gespräch oder eine Messe ersetzen. Wenn ich einem Interessenten die Vorteile meiner Maschine nicht im direkten Kontakt erklären und vorführen kann, lassen sich nur schwer neue Abnehmer und Märkte gewinnen“, erläutert Köhn.

In Berlin höherer Stellenabbau als in Brandenburg
Die mangelnde Auftragslage hatte auch gravierende Folgen für die Beschäftigung. In den 34 Berliner Firmen mit mindestens 50 Mitarbeitern arbeiteten im Jahr 2020 durchschnittlich 7.846 Menschen – das waren 14,2 Prozent beziehungsweise etwa 1.300 Beschäftigte weniger als 2019. Eine ähnlich niedrige Zahl wies die Statistik zuletzt 2011 aus. Im Brandenburger Maschinenbauer blieb der Stellenabbau vergleichsweise überschaubar. Die Mitarbeiterzahl in den 31 Firmen mit mindestens 50 Beschäftigten betrug durchschnittlich 4.050. Ein Jahr zuvor waren es 4,3 Prozent beziehungsweise etwa 180 Personen mehr.

Ungewisse Prognose für 2021
Beim Blick auf 2021 ist Köhn vorsichtig. „Eine konkrete Prognose ist schwierig. Wir können nicht einschätzen, wie lange uns die Pandemie begleiten wird. Wichtig ist, die Unsicherheit bei Herstellern und Kunden abzubauen. Entscheidend dafür wird sein, welche Bedeutung die Politik der Industrie beimisst“, betont er. Die Pandemie zeige zudem, dass die Hauptstadtregion zentrale Standortfaktoren wie den Ausbau der digitalen Infrastruktur noch intensiver vorantreiben muss. Weiter herausfordernd bleibt der Strukturwandel im Energiesektor. Die Aussicht auf zuverlässigere Handelsbeziehungen mit den USA sowie das gut angelaufene China-Geschäft stimmen den Geschäftsführer indes positiv.

 

 

PDF-AnsichtSeite drucken
Die mobile Version verlassen