Wirtschaft und Markt

W+M-Umfrage zur Perspektive 2021: Neuer Aufschwung oder Dauerkrise? Teil 7 – Hans-Jürgen Schwarz, Geschäftsführer Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG, Schönebeck

Hans-Jürgen Schwarz. Copyright: OWSF/Ralf Succo.

Die Corona-Pandemie traf 2020 die ostdeutsche Wirtschaft vollkommen unvorbereitet. Doch die Folgen fielen höchst unterschiedlich aus: Während ganze Branchen herbe Umsatzeinbußen und Kurzarbeit verkraften mussten, haben andere Unternehmen in der Pandemie neue Geschäftsfelder für sich entdeckt. Wirtschaft + Markt hat ostdeutsche Unternehmer nach ihren Erfahrungen mit der Pandemie und ihren Erwartungen für das neue Jahr befragt.

Folge 7:

Hans-Jürgen Schwarz
Geschäftsführer Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG, Schönebeck
Branche: Aufbauhersteller/Fahrzeugbau

Die 1991 gegründete Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG produziert mit über 300 Beschäftigten pro Jahr mehr als 1.500 Spezialfahrzeuge, die in über 40 Länder exportiert werden. Sie ist einer der beiden großen deutschen Hersteller von Krankenwagen, Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen.

W+M: Herr Schwarz, wie war ihr Unternehmen bzw. ihre Branche in 2020 von der außergewöhnlichen Pandemie-Situation betroffen?

Hans-Jürgen Schwarz: Die Firma Ambulanz Mobile geht trotz einer Vielzahl von Beschränkungen mit einem gewissen Optimismus in das Jahr 2021. 2020 haben wir ein klares Hygienekonzept in unserer Firma umgesetzt. Seit Mitte März haben wir eine absolute Maskenpflicht, permanente Desinfektion und tägliches Fiebermessen eingeführt. Nach den Betriebsferien wurden alle 320 Mitarbeiter/innen in der Schönebecker Fieberambulanz auf Corona getestet. Da wo Home Office möglich ist, wird es auch praktiziert. Von einer gesetzlichen Regelung diesbezüglich halte ich nichts, weil der Gesetzgeber nicht die spezifischen Bedingungen der Firma kennt. Wir machen das aus eigener Initiative. Parallel dazu haben wir ein Mehrschichtsystem eingeführt, in dem auch Angestellte integriert sind. So haben auch diese die Möglichkeit, vormittags ihre Kinder zu betreuen. Wir hatten Glück, dass wir in 2020 keinen Ausfall in der Produktion verzeichnen und keine Kurzarbeit in Anspruch nehmen mussten.

W+M: Welche Erwartungen und Projekte verbinden Sie mit dem neuen Jahr 2021?

Hans-Jürgen Schwarz: Wenn jeder Unternehmer, und dazu ist der überwiegende Teil in der Lage, ähnliche Hygienekonzepte umsetzt, dann ist ein totaler Lockdown der Wirtschaft hoffentlich zu verhindern. Ich halte nichts davon, die Wirtschaft als Träger des Steuersystems komplett zu schließen. Man muss sich immer wieder die Frage stellen, wie viel Kenntnis Politiker, insbesondere linksorientierter Parteien, darüber haben, was in den Unternehmen tatsächlich geleistet wird. Unsere Entwicklungsprojekte für 2021 werden wir genauso bearbeiten wie in 2020. Natürlich gibt es erhebliche Risiken. Auch wir stehen in einem Abhängigkeitsverhältnis mit der Automobilindustrie. Wenn dort ein Lockdown praktiziert wird, dann kann es uns genauso treffen.

W+M: Was sollten Bund und Länder nun zur Ankurbelung der Wirtschaft unternehmen?

Hans-Jürgen Schwarz: Eine Steuererhöhung, bspw. durch Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder eine Reichensteuer, sollte tunlichst vermieden werden. Dies würde alle Personengesellschaften betreffen und somit den Mittelstand. Ambulanz Mobile plant schon länger eine größere bauliche Investition und hat diese schon einmal ausgesetzt, weil wir nicht wussten, was eine neue Bundesregierung bezüglich der Besteuerung plant. Wichtiger wäre es zu investieren. Wir benötigen eine Wirtschaft, die innovativ und erfolgsorientiert ist. Dabei können Besteuerungen nur einen Rückschritt bewirken. Wenn in bessere Produkte investiert wird, garantieren diese Produkte auch ein höheres Steuervolumen etwa durch eine Erhöhung des Exportanteils. Auch in die Bildung muss mehr investiert werden. Wie schlecht wir beim Thema Digitalisierung aufgestellt sind, merken zurzeit gerade die Schulen auch in Sachsen-Anhalt. Es muss möglich sein, dass jedes Kind ab der 5. Klasse über ein Tablet verfügt. Generell ist es schwer vorstellbar, auf dem jetzigen Niveau nach Corona weiter zu machen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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