Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann: „Wir haben die Wirtschaft mit unserer hervorragenden Wissenschaftslandschaft enger vernetzt…“

W+M stellte drei Fragen an die ostdeutschen Wirtschaftsminister Martin Dulig (Sachsen, SPD), Harry Glawe (Mecklenburg-Vorpommern, CDU), Ramona Pop (Berlin, Grüne), Prof. Dr. Jörg Steinbach (Brandenburg, SPD) Wolfgang Tiefensee (Thüringen, SPD) und Prof. Dr. Armin Willingmann (Sachsen-Anhalt, SPD).

Heute die Antworten von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann.

W+M: Was sind die wichtigsten Argumente, mit denen Sie um Investoren werben?

Armin Willingmann: Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen vier Jahren verstärkt zu einem Land der Zukunftstechnologien entwickelt – und das nicht rein zufällig: Wir haben die Wirtschaft mit unserer hervorragenden Wissenschaftslandschaft enger vernetzt, gezielt in Forschung investiert und die Wirtschaftsförderung passgenau umstrukturiert. Die Zeiten, in denen Sachsen-Anhalt einfach nur mit Fläche und niedrigen Löhnen geworben hat, sind glücklicherweise längst vorbei. Heute können wir bei Investoren mit sehr triftigen und zeitgemäßen Argumenten punkten: Wer zu uns kommt, hat dank unserer hervorragenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen Zugriff auf Fachkräfte und kann gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorantreiben. Freilich stellen wir auch eine attraktive Investitionsförderung und viele weitere Dinge in Aussicht, doch ich habe den Eindruck, dass wir bei den jüngsten Ansiedlungen vor allem mit unserer Wissenschaftslandschaft punkten konnten. Zudem verfolgen wir das Prinzip ‚Stärken stärken‘. Für Unternehmen wie Farasis oder UPM ist es attraktiv, sich an einem Ort anzusiedeln, der beispielsweise über eine große Tradition und erhebliche Kompetenz im Bereich Chemie verfügt.

Gibt es eine Investition oder Ansiedlung aus der jüngsten Vergangenheit, auf die Sie besonders stolz sind?

Armin Willingmann: Ich freue mich sehr, dass es uns nach langen Verhandlungen gelungen ist, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt nach Sachsen-Anhalt zu holen. Dort werden zwar nicht gleich von heute auf morgen hunderte oder gar tausende Arbeitsplätze entstehen. Doch mit dem Testzentrum entwickelt sich ein einst perspektivloser Verkehrsflughafen zu einem Zukunftsort, der attraktiv für weitere Unternehmen und Start-Ups aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt sowie Logistik ist. Auch hier wird unser Erfolgsrezept, Wirtschaft mit Wissenschaft zu verknüpfen, in den kommenden Jahren seine Wirkung entfalten, zumal auch die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit dem DLR kooperieren wird.

Wird es zeitnah weitere nennenswerte Ansiedlungen geben? Wenn ja, in welchen Branchen?

Armin Willingmann: Ich gehe stark davon aus, insbesondere in den Bereichen Chemie und Automotive. Der niederländische Konzern AMG hat beispielsweise Anfang des Jahres bekanntgegeben, eine Lithium-Raffinerie im Süden Sachsen-Anhalts errichten zu wollen, die Gespräche hierzu sind weit vorangeschritten. Lithium wird etwa bei der Fertigung von Batterien für Elektroautos benötigt. Auch das Solar Valley erlebt möglicherweise eine Renaissance. So hatte der Schweizer Maschinenbauer Meyer Burger jüngst angekündigt, eine neue Fertigung von Solarzellen in Thalheim aufbauen zu wollen. Darüber hinaus investiert Hanwah Q-Cells 125 Millionen Euro in den Ausbau seines Forschungs- und Entwicklungszentrums im Solar Valley. Es macht durchaus Sinn, diese Investitionen in einem größeren Kontext zu betrachten: Überall dort, wo Wandel stattfindet – Automobilindustrie, Energiewirtschaft – wird auch investiert. Und Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten vier Jahren zu einem hoch attraktiven Investitionsstandort entwickelt, übrigens auch für internationale Investoren, wie jüngste Ansiedlungen zeigen.