Halle(Saale). Die Zahl der Insolvenzen war im Dezember 2020 deutlich höher als in den Vormonaten. Für die ersten beiden Monate des Jahres 2021 rechnet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit ähnlichen Zahlen. Das IWH liefert mit dem IWH-Insolvenztrend ein monatliches Update zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.
Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Dezember 2020 spürbar angestiegen. Laut IWH-Insolvenztrend wurden im letzten Monat des Jahres 921 Personen- und Kapitalgesellschaften als insolvent gemeldet. Damit lagen die Insolvenzen im Dezember 30% über dem Mittel der vorangegangenen drei Monate und erreichten das Niveau von Dezember 2019.
Allerdings waren trotz steigender Insolvenzzahlen vergleichsweise wenige Jobs betroffen. Die Analyse des IWH zeigt, dass die größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Dezember gemeldet wurde, insgesamt gut 10 000 Personen beschäftigen.
Seit dem 1. Oktober 2020 gilt die Insolvenzantragspflicht bei Zahlungsunfähigkeit wieder, bei Überschuldung wurde die Ausnahmeregel unter bestimmten Voraussetzungen bis Ende Januar 2021 verlängert. Es gibt jedoch nur wenige Insolvenzfälle, die nicht auf Zahlungsunfähigkeit, sondern ausschließlich auf Überschuldung zurückzuführen sind. Somit galt die Antragspflicht praktisch für die allermeisten insolventen Unternehmen seit Oktober wieder, und viele Beobachter fürchteten eine massive Insolvenzwelle. Da in der Regel zwei Monate zwischen dem Insolvenzantrag des Unternehmens und der Bekanntmachung der Eröffnungsentscheidung des Gerichts liegen, spiegelt der Anstieg der Insolvenzzahlen im Dezember die Folgen der Rückkehr zur Antragspflicht im Oktober wider.
Mit Blick auf die Dezemberzahlen sieht Steffen Müller, Leiter der Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung, die IWH-Prognosen der letzten Monate bestätigt: „Die Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht hat nur zu moderat steigenden Insolvenzanmeldungen geführt. Eine Insolvenzwelle ist ausgeblieben.“
Müller geht für die kommenden beiden Monate nicht von einer veränderten Lage aus. „Die Insolvenzzahlen werden im Januar und Februar in der Nähe des langjährigen Mittels bleiben. Eine Insolvenzwelle wird es bis zum Februar nicht geben,“ so Müller.
Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben. Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.
Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.