Dr. Reiner Haseloff: „Unser Land – ein Wirtschaftsstandort mit hoher Technologiekompetenz“
Die Coronapandemie hat auch die neuen Bundesländer und Berlin nicht verschont. In jedem dieser Länder wurden und werden große Anstrengungen unternommen, Wege aus der Krise zu finden. Landespolitik und Unternehmen arbeiten dabei eng zusammen. WIRTSCHAFT+MARKT bat die Ministerpräsidenten der fünf neuen Länder um Erläuterungen, wie sie ihre Länder aus dem Tal der Krise und in eine hoffnungsfrohe Zukunft führen wollen. Lesen Sie den Beitrag von Dr. Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.
Die Corona-Krise hat auch in Sachsen-Anhalt Wirtschaft und Gesellschaft schwer getroffen. Niemand konnte damit rechnen, dass ein Virus unseren Alltag auf den Kopf stellen würde. Es gab keine Alternative dazu, die Priorität auf den Schutz der Gesundheit zu legen und die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Das Infektionsgeschehen in den Bundesländern ist sehr unterschiedlich. Deshalb ist es richtig, die Einschränkungen den Verhältnissen in den Regionen anzupassen.
Die beispiellosen Rettungspakete des Bundes und des Landes haben die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts zumindest etwas gedämpft. Allein im Rahmen der Corona-Soforthilfe sind durch Bund und Land Zuschüsse von insgesamt 290 Millionen Euro an rund 37.000 Antragsteller in Sachsen-Anhalt bewilligt worden. Gemessen an der Dimension haben wir die Krise bisher gut bewältigt. Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass wir gestärkt aus ihr hervorgehen werden. Dazu gehören das stabile Wachstum in den letzten Jahren und unsere inzwischen breit aufgestellte Wirtschaft. Zudem sind in Sachsen-Anhalt Bereiche überproportional vertreten, die weniger stark von der Krise betroffen sind. Das betrifft beispielsweise das Baugewerbe und öffentliche Dienstleister. Die Krise zwingt uns noch mehr als zuvor, uns auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Das betrifft die Gestaltung des Strukturwandels im Kohlerevier und die konsequente Fortsetzung der Forschungs- und Investitionsförderung. Allein zwischen 2016 und 2019 wurden Unternehmensinvestitionen mit rund 360 Millionen Euro bezuschusst. Infrastrukturvorhaben wurden mit weiteren 235 Millionen Euro unterstützt.
In den vergangenen Jahren sind wichtige innovative Zentren im Land entstanden. Sachsen-Anhalt wird immer mehr zu einem Land der Zukunftstechnologien. Ein herausgehobenes Beispiel unserer „Zukunftsorte“ ist der Weinberg Campus in Halle, wo nicht nur an Zukunftsthemen geforscht wird, sondern auch neue Unternehmen und hochwertige Arbeitsplätze entstehen. Ansässige Unternehmen beschäftigen sich auch mit Projekten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, beispielsweise in der Wirkstoffforschung oder sie sind an der Entwicklung eines Schnelltests beteiligt. Die BioNTech Delivery Technologies GmbH ist ein Tochterunternehmen des Mainzer Impfstoffherstellers BioNTech.
Außerdem arbeiten wir in Sachsen-Anhalt tatkräftig an der Gestaltung der Mobilitäts- und Energiewende mit. So plant die japanische Horiba-Gruppe, ihren Standort in Barleben bei Magdeburg zu einem globalen Kompetenzzentrum für Brennstoffzellen und Batterien auszubauen. Zudem wollen wir Mitteldeutschland zu einer Wasserstoff-Modellregion gestalten.
Nach wie vor gelingt es uns aber auch, in- und ausländische Großunternehmen für eine Investition in Sachsen-Anhalt zu gewinnen. So hat die Progroup GmbH in Sandersdorf-Brehna die weltweit modernste Papierfabrik errichtet. In Bitterfeld-Wolfen will der global führende Batteriehersteller Farasis Energy eine Batterie-Fabrik bauen. In Leuna wird eine Bioraffinerie des finnischen UPM-Konzerns entstehen.
Für die Investoren ist Sachsen-Anhalt nicht nur wegen seiner Flächenpotenziale und Fördermöglichkeiten attraktiv. Sie nehmen unser Land längst als Wirtschaftsstandort mit hoher Technologiekompetenz wahr. Das wird flankiert von großer Lebensqualität und reichen Kulturangeboten.