Das sind die Macher der ostdeutschen Wirtschaft //Teil 1

Das sind die „Macher der ostdeutschen Wirtschaft“. Recherchiert durch WIRTSCHAFT+MARKT, veröffentlicht in der Printausgabe vom 31.10.2019, stellen wir Ihnen die einzelnen Persönlichkeit sukzessive vor. Die Reihenfolge der Veröffentlichung erfolgt willkürlich.

Teil1: 11 von 50 Persönlichkeiten

Macher 1/50 Klaus Zschiedrich – Oberster Bergbausanierer
Macher 2/50 Dr. Ulrich Müller – Der Energie-Manager
Macher 3/50 Dr. Eric Schweitzer – Der Recycling-Unternehmer
Macher 4/50 Friedemann Kunz -Der Fertighaus-Unternehmer
Macher 5/50 Dr. Christof Günther – Der Chemiepark-Manager
Macher 6/50 Katja Hillenbrand – Die Familienfreundliche
Macher 7/50 Ilona Glawion – Die Metallbau-Unternehmerin
Macher 8/50 Prof. Hans B. Bauerfeind- Der Weltmarktführer
Macher 9/50 Martin Bergner – Der Konsum-Chef
Macher 10/50 Uwe Blaumann – Der Büromöbel-Produzent
Macher 11/50 Judith Borowski – Die Uhren-Designerin

Macher 1/50

Klaus_Zschiedrich
Foto: LMBV Steffen Rasch

Klaus Zschiedrich  – Oberster Bergbausanierer
Von Senftenberg aus leitet Klaus Zschiedrich die Sanierung der ehemaligen Braunkohletagebaue in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der 1951 geborene Maschinenbau-Ingenieur begann seine Laufbahn 1975 im Lausitzer Braunkohlenbergbau und arbeitete seitdem in verschiedenen Leitungsfunktionen vor allem in der Instandhaltung und Technik. Im Jahr 1996 wurde er zum Prokuristen und Länderbereichsleiter des Bundesunternehmens LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH) berufen und leitete zunächst die Bergbausanierung im ostsächsischen Revier. Seit 1999 fungierte der Lausitzer als Bereichsleiter des Ingenieurbereiches Sanierung der LMBV und nahm die bergrechtliche Verantwortung als Chefingenieur für die vielfältigen ingenieurtechnischen Sanierungsprozesse wahr.
Ab 2009 war der im Spreewald lebende Bergmann in Personalunion auch Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH in Sondershausen, einer damaligen Tochtergesellschaft. Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV ist er seit Beginn des Jahres 2014. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören unter anderem alle Fragen der langfristigen Planungen, des Sanierungs- und Genehmigungsmanagements, der Geotechnik, des Umweltschutzes und der bergbaulichen Wiedernutzbarmachung.
Heute sind 680 Mitarbeiter in der LMBV tätig. In der Grundsanierung und bei der Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem Grundwasser-Wiederanstieg wurden im Jahr 2018 Sanierungsleistungen in Höhe von 229 Millionen Euro erbracht, die wesentlich in den Bergbauregionen am Markt ausgeschrieben und an mittelständische Bau- und Handwerksunternehmen vergeben wurden.

Macher 2/50

Dr. Ulrich Müller

Dr. Ulrich Müller – Der Energie-Manager
Zwischen Brandenburg und Rügen ist Dr. Ulrich Müller bekannt wie ein bunter Hund. Denn seit rund 20 Jahren ist der geschätzte Energie-Manager immer dann vor Ort, wenn wichtige regionale Entscheidungen getroffen werden und es um die Zukunft der Region geht. Müller, Jahrgang 1954, stammt aus Thüringen, studierte in Cottbus und arbeitete als Ingenieur in Berlin. An der Humboldt Universität promovierte Müller 1990 zu Fragen der Informations- und Datenverarbeitung. Zwischen 1997 und 1999 war er Geschäftsführer der EWE Wasser GmbH. Seit zwei Jahrzehnten lenkt er die Geschäfte des Energiedienstleisters EWE AG in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Der Vater von drei Kindern war zudem bis 2017 zehn Jahre lang Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg. Nach seiner Amtszeit wurde er zum Ehrenpräsidenten der Kammer gewählt.
Dass das Unternehmen EWE in der Region längst eine feste Größe ist – auch wenn die Ursprünge in Oldenburg liegen – ist nicht zuletzt Müller zu verdanken. Er und sein Team setzen sich stark für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein, schaffen Arbeits- und auch Ausbildungsplätze in der Region und fördern sehr viele gemeinnützige Projekte vor Ort.

 

Macher 3/50

Eric Schweitzer
Foto ALBA Group. Amin Akhtar

Dr. Eric Schweitzer – Der Recycling-Unternehmer
Als er 13 Jahre war, träumte Eric Schweitzer davon, Fußballprofi bei Hertha BSC zu werden. Doch daraus wurde wegen seiner sportlichen Begabung nichts. Der 1965 in Ipoh (Malaysia) geborene Schweitzer musste daher umplanen, was ihm jedoch nicht schwer fiel. Denn er wusste schon früh, wie man sein eigenes Geld verdient: Bereits als Schüler packte er gemeinsam mit seinen Brüdern auf dem Schrottplatz seiner Eltern mit an, holte Altmetalle aus dem Bauschutt und besserte sich damit sein Taschengeld auf. Schnell stand für ihn fest: „Ich wollte Unternehmer werden, mein eigener Herr sein.“ Diese Herausforderung kam früher als erwartet auf ihn zu. Als sein Vater Franz Josef Schweizer im Jahr 1998 starb, musste er mit erst 33 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Axel den Platz auf der Brücke übernehmen. Sie formten und entwickelten seither eines der größten Entsorgungs- und Recyclingunternehmen weltweit – die ALBA Group. Mit den beiden Marken ALBA und Interseroh erwirtschafteten die rund 8.000 Mitarbeiter des in Deutschland, Europa und Asien aktiven Umweltdienstleisters im Vorjahr einen Umsatz in Höhe von 2,1 Milliarden Euro.
Nur an der Spitze seines Unternehmens zu stehen, ist Eric Schweitzer nicht genug. Er will mitmischen, verändern, erneuern, die Gesellschaft gestalten. Von 2004 bis 2016 fungierte er als Präsident der IHK Berlin. In dieser Zeit startete Berlins Wirtschaft richtig durch, die Arbeitslosigkeit sank, der Gründerboom setzte ein. Seit 2013 führt Eric Schweitzer als Präsident den Deutschen Industrie- und Handelskammertag, einen der vier Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft. Was er sagt hat Gewicht und findet Gehör selbst im Bundeskanzleramt.

Macher 4/50

Friedemann Kunz
Foto: ScanHaus Marlow GmbH

Friedemann Kunz -Der Fertighaus-Unternehmer
In seinem ersten beruflichen Leben, leitete er in Schweden einen florierenden Großhandel für Bürobedarf. In dem skandinavischen Land wurde er vor 63 Jahren geboren. Die Chancen, die sich nach der Deutschen Einheit auf der südlichen Seite der Ostsee auftaten, weckten das Interesse des jungen Unternehmers. Gemeinsam mit einem Freund grübelte er darüber nach, was man Osten Deutschlands auf die Beine stellen konnte. Da gute Wohnungen in den neuen Ländern zu Beginn der 1990er-Jahre knapp waren, war die Idee schnell geboren: Friedemann Kunz wollte Schwedenhäuser bauen, „schick, günstig und in guter Qualität“, wie er später dem Magazin „Capital“ verriet.
Der Wechsel von Schweden nach Mecklenburg-Vorpommern fiel ihm nicht schwer. Schließlich stammt seine Familie aus dieser Region. Der Ururgroßvater gründete im Jahr 1891 in Marlow ein Holzsägewerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg floh die Familie Kunz nach Schweden. Friedemann Kunz ging nach Marlow, kaufte das Werk seiner Vorfahren zurück und stellte es auf die Produktion von Fertighäusern um. Heute ist die ScanHaus Marlow GmbH einer der größten Fertighausanbieter in Deutschland und erzielte 2018 erstmalig mehr als 100 Millionen Euro Umsatz. Pro Jahr stellen die rund 500 Scanhausmitarbeiter gut 650 bis 700 Häuser her, für deren Errichtung kaum mehr als je zwei Tage bis zum Richtfest benötigt werden.
Dem Firmenchef ist es wichtig, sich auch in der Region zu engagieren – für Inklusionsprojekte, die Freiwillige Feuerwehr in Marlow, den Rostocker Zoo und für diverse Vereine im Spitzen-, Breiten- und Behindertensport.

Macher 5/50

Dr. Christoph Günther
Foto: InfraLeuna GmbH/ Matthias Wutig

Dr. Christof Günther – Der Chemiepark-Manager
Es gibt nur wenige Erfolgsgeschichten in der ostdeutschen Wirtschaft, die mit so beeindruckenden Zahlen aufwarten können, wie die Chemieparks im mitteldeutschen Chemiedreieck. Einer davon ist der Chemiepark Leuna, betrieben von der InfraLeuna GmbH. »Die Chemieparks in Sachsen-Anhalt sind industrielle Leuchttürme und gelten als Musterbeispiel für einen gelungenen Strukturwandel in Ostdeutschland“, sagt deshalb Dr. Christof Günther, der im Juli 2012 die alleinige Geschäftsführung der Infraleuna GmbH übernommen hat.
Jüngst konnte sich davon sogar das belgische Königspaar überzeugen, das dem Chemiestandort Leuna einen offiziellen Besuch abstattete. Was das Thronpaar zu sehen bekam: Einen Chemiepark mit großer Historie, auf dem mehr als 100 Firmen aus zehn Nationen ansässig sind und in dem rund 10.000 Menschen ihrer Arbeit nachgehen. Nach einer tiefgreifenden Modernisierung setzt der Chemiepark Leuna heutzutage Maßstäbe in punkto Wettbewerbsfähigkeit und gehört zu den Top-Adressen für moderne Chemie in Europa. Jedes Jahr werden zwölf Millionen Tonnen Güter hergestellt. Dazu gehören chemische Grundstoffe, Spezialprodukte und Kraftstoffe wie Benzin und Diesel. Für die nächsten zwei Jahre werden am Standort Leuna Investitionen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro erwartet.
Die Geschicke des Chemieparks leitet Dr. Günther seit 2012. Dabei begann seine berufliche Laufbahn gar nicht in der Chemiebranche, sondern im VEB Reparaturwerk „Clara Zetkin“ in Erfurt. Später studierte Günther, 1969 in Saalfeld geboren, Elektrotechnik und Betriebswirtschaftslehre an der TU Ilmenau, nach Auslandsaufenthalten beendete er sein Studium 1997 an der TU Berlin als Diplom-Wirtschaftsingenieur.
Nach verschiedenen Führungspositionen in der Energiebranche ist Günther seit 2004 bei der InfraLeuna GmbH tätig und auch in wichtigen Gremien und Verbänden der Branche aktiv. Und ihm liegt am Herzen, dass auch künftige Generationen die Erfolgsgeschichte des Chemiedreiecks fortschreiben. Die InfraLeuna GmbH beteiligt sich so beispielsweise an der Aktion „Pro Chemieunterricht“ und unterstützt Schulen im Landkreis bei der Anschaffung von neuen Geräten und Chemikalien. 2016 wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt Leuna verliehen.

Macher 6/50

Katja Hillenbrand, Micas AG Foto: Dirk Michael

Katja Hillenbrand – Die Familienfreundliche
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für viele junge Arbeitnehmer wird diese Frage immer mehr zum Schlüsselkriterium bei der Arbeitsplatzwahl. Und für Unternehmen abseits der großen Städte wie beispielsweise die Micas AG im erzgebirgischen Oelsnitz zu einem wichtigem Argument bei der Suche nach Fachpersonal. Katja Hillenbrand (49), Gründerin und Vorstandsvorsitzende der Micas AG, hat das früh erkannt. Auch weil sie selbst als junge Mutter ein Unternehmen gründete, die Kinder in der Anfangszeit oft zu Geschäftsterminen mitnehmen musste. Die Wahl-Sächsin, eigentlich aus dem schwäbischen Albstadt stammend, richtete in ihrem Unternehmen deshalb 2009 einen Betriebskindergarten und 2014 einen Hort ein und wurde so zur Vorbild-Unternehmerin in punkto Familienfreundlichkeit. Auch außerhalb des Unternehmens hilft sie gern, wenn es um die Förderung von Kindern oder Familien geht.
Hillenbrand erhielt einen Sonderpreis beim CSR-Preis der Bundesregierung für besondere soziale Verantwortung im Unternehmen und wurde auch schon zu Sachsens Unternehmer des Jahres gewählt. Dort zählte natürlich aber auch der unternehmerische Erfolg: Die Micas AG entwickelt und produziert unter anderem hochqualitative Sensoren und Steuerungen in der Gebäudeautomation. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und auch auf Auslandsmärkten erfolgreich. Auch Wirtschaft + Markt würdigte die Micas AG jüngst als einen der innovativen Leuchttürme der ostdeutschen Wirtschaft.

Macher 7/50

Ilona Glawion
Foto: Metallbau Glawion GmbH

Ilona Glawion – Die Metallbau-Unternehmerin
Die Firma Glawion ist ein Kleinod im Landkreis Barnim und hat eine Chefin, die dazu passt. Im Dezember 1990 nahm Ilona Glawion, eine gelernte Zerspanerin vom Kranbau Eberswalde, mit gerade 32 Jahren die Geschicke selbst in die Hand und gründete mit ihrem Mann eine eigene Firma. Es war eine Ausgründung des Werkzeugbaus aus der Kranbau Eberswalde GmbH, die sich über eine Tief- und Werkzeugbau GmbH zum heutigen äußerst kreativen Metallbaubetrieb mit 4,5 Millionen Euro Umsatz im Jahr entwickelte.
Ilona Glawion, die gleich 1991 im Abendstudium noch eine kaufmännische Ausbildung machte, steuert seit 1994 als Geschäftsführerin das Unternehmen mit der ihr eigenen ruhigen, klugen Art. Metallbau Glawion hinterließ dabei weit über den Barnim hinaus markante Spuren – ob am Sony-Center in Berlin, beim Bau der Skandinavischen Botschaften, im Sächsischen Landtag oder an den Teleskopen des Max-Planck-Institutes in Heidelberg. Führend ist das Unternehmen mit seinen 34 Mitarbeitern heute auf seinem Spezialgebiet, den Kugelkäfigen für Großwälzlager – für Windräder oder Tunnelbohrmaschinen. Hochgeschätzt wird der Betrieb für seine Ausbildung, von der viele andere Unternehmen profitieren. 18 Azubis sind es derzeit, insgesamt waren es schon mehr als 300. Dabei gibt Ilona Glawion immer wieder Geflüchteten die Chance, den Weg in die Arbeitswelt zu finden.
Das neueste Projekt der Unternehmerin soll auch ihre „Altersbeschäftigung“ werden. Ilona Glawion, geboren im Jahr 1957, kaufte die Ragöser Mühle, ein abgebranntes Areal unweit des Klosters Chorin, das sie zu einem kleinen touristischen Zentrum entwickelt – mit Pension, Cafe und einem selbstgebauten neuen Wasserrad aus Edelstahl. Geben wird es dort auch einen Stall, in dem dann die Pferde der passionierten Hobbyreiterin stehen werden.

Macher 8/50

Prof. Hans B. Bauerfeind Foto: Bauerfeind AG

Prof. Hans B. Bauerfeind- Der Weltmarktführer
Mit einer großen Festveranstaltung feierte die Bauerfeind AG in Zeulenroda-Triebes in diesem Sommer ihr 90jähriges Bestehen. Und zugleich auch die Lebensleistung von Prof. Hans B. Bauerfeind, Vorstandsvorsitzender, Enkel des Firmengründers und visionärer Macher an der Spitze des Unternehmens, das zu den Weltmarktführern im Bereich Bandagen und medizinische Hilfsmittel zählt. Mit 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit, davon 1.100 in Zeulenroda, und Tochtergesellschaften in über 20 Ländern erwirtschaftet die Bauerfeind AG heute rund 250 Millionen Euro Umsatz im Jahr.
Die Bauerfeind AG stellt Bandagen, Orthesen, Einlagen und Kompressionsstrümpfe her, darüber hinaus hat das Unternehmen seit 2016 die eigene Sportlinie Bauerfeind Sports am Markt. Die Thüringer entwickeln auch 3D-Technologie zur Vermessung von Körperpartien. Unter der Dachmarke Bodytronic bietet die Bauerfeind AG eine Reihe von Messsystemen an, die Körpermaße exakt und schnell ermitteln können. 2015 wurden die Thüringer als eines der innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand ausgezeichnet.
Hans B. Bauerfeinds Entscheidung, das Familienunternehmen 1991 an seinen Gründungsort zurückzuführen, erwies sich als echter Glücksfall für die Region. 1940 in Zeulenroda geboren, floh der charismatische Unternehmer als Kind mit seinen Eltern nach dem zweiten Weltkrieg nach Darmstadt. Dort stieg er 1962 in den elterlichen Betrieb ein. „Rückblickend bin ich zufrieden“, sagte der mittlerweile 79jährige über seine Entscheidung, die Firma wieder in Thüringen anzusiedeln „ich bedaure aber, dass so wenige meinem Beispiel gefolgt sind.“
Dem Unternehmer, dem im Jahr 2000 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, liegt vor allem die Sportförderung am Herzen. Seit 2010 war die Bauerfeind AG, für die Basketball-Legende Dirk Nowitzki als Markenbotschafter wirbt, stets bei den Olympischen Spielen für Athleten aller Nationen als Servicepartner vor Ort.

Macher 9/50

Martin Bergner, Foto: Zentralkonsum eG

Martin Bergner – Der Konsum-Chef
Es gibt ihn noch, den guten alten Konsum. Natürlich nicht mehr in der Form, wie man ihn früher kannte – als kleines Ladengeschäft an der Ecke. Der Konsum, oder korrekt gesagt, die Konsum-Gruppe hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Unter dem Dach der Zentralkonsum eG gibt es heute zehn Konsumgenossenschaften, eine Raiffeisengenossenschaft, drei gewerbliche Genossenschaften, drei Kreditgenossenschaften, drei Agrargenossenschaften und elf weitere Gesellschaften. Insgesamt erwirtschaften die knapp 4.500 Beschäftigten einen Jahresumsatz in Höhe von rund 435 Millionen Euro.
Maßgeblich mitverantwortlich für die erfolgreiche Entwicklung ist Martin Bergner, der seit 2002 Vorstandssprecher der Zentralkonsum eG ist. 1961 im thüringischen Altenburg geboren, absolvierte Bergner in den 1980er-Jahren ein Ökonomiestudium in der Fachrichtung Gaststätten- und Hotelwesen der Handelshochschule in Leipzig. Unmittelbar danach folgte er dem Ruf des Verbandes der Konsumgenossenschaften, dem Vorläufer der Zentralkonsum eG.
Martin Bergner engagiert sich nicht nur als Vorstandssprecher für die Zentralkonsum eG, er ist auch als Aufsichtsrat in mehreren Konsumgenossenschaften tätig und vertritt die Interessen des KONSUM in verschiedenen Gremien beim Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e.V., dem Prüfungsverband der Zentralkonsum eG. Darüber hinaus setzt er sich sowohl für soziale Projekte als auch politisch und vorpolitisch für die Abschaffung der 1934 in das Gesetz aufgenommenen Zwangsmitgliedschaft einer Genossenschaft in einem Genossenschaftlichen Prüfungsverband ein.

Macher 10/50

Uwe Blaumann – Der Büromöbel-Produzent

Der 61-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter der PALMBERG Büroeinrichtungen und Service GmbH, die ihren Firmensitz in Schönberg, einem kleinen Städtchen in Nordwestmecklenburg, hat.
Vor drei Jahrzenten, also in der Endphase der DDR, war er Mitarbeiter im „VEB Möbelwerke Schwerin, Betriebsteil Schönberg“. Dort erlebte er die Wende und die damit verbundenen strukturellen Brüche. Da er den Maschinenpark und die Abläufe in „seinem“ Volkseigenen Betrieb aus dem Effeff kannte, meldete er sich kurzerhand bei der Treuhand und kaufte die Möbelfirma gemeinsam mit einem Tischler, der aus Hamburg kam. Der neue Firmenname war schnell gefunden – PALMBERG, wie die Straße, an der das Betriebsgelände liegt.
Zunächst ging er durch ein Stahlbad, musste die Hälfte der Mitarbeiter entlassen – alles ehemalige Kollegen, Menschen aus seiner Nachbarschaft. Doch er schaffte die Wende hin zur Marktwirtschaft und positionierte PALMBERG erfolgreich in der Marktnische der Büromöbelhersteller. Jahr für Jahr stiegen die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen. Nach zehn Jahren hatte er bereits 250 Mitarbeiter, mehr Angestellte, als zu DDR-Zeiten in der Möbelfabrik in Lohn und Brot standen.
Heute gehört PALMBERG zu den bedeutendsten Unternehmen der deutschen Büromöbelindustrie und produziert hochwertige Büroeinrichtungen für den europäischen Markt. Die inzwischen 540 Mitarbeiter erwirtschafteten im Vorjahr einen Umsatz in Höhe von 105 Millionen Euro.

Uwe Blaumann hat angesichts seines unternehmerischen Erfolgs nicht die Bodenhaftung verloren. Er ist sozial engagiert, kümmert sich um benachteiligte Menschen, integriert Menschen mit Behinderung in seine Firma. Und er fördert den Sport in seiner Region.

Macher 11/50

Judit Borowski, Foto NOMOS/Glashütte/SA

Judith Borowski – Die Uhren-Designerin

Eine Pendlerin zwischen den Welten: Hier die pulsierende Hauptstadt Berlin, dort das beschauliche, abgelegene Glashütte im Tal der Uhrenmacher im Osterzgebirge. Das ist die Lebens- und Arbeitswelt von Judith Borowski, Geschäftsführerin der NOMOS Glashütte/SA.
Dass sie einmal für eine der bekanntesten deutschen Uhrenmarken verantwortlich zeichnet, war Borowski allerdings nicht in die Wiege gelegt. Die 50-jährige Berliner Kreative begann ihre berufliche Laufbahn eigentlich nach dem Besuch einer Journalistenschule als Journalistin für die ARD und die Financial Times, ehe sie ein persönlicher Kontakt zum NOMOS-Gründer Roland Schwertner in die Uhrenbranche führte. Mit Pressearbeit für die damals noch kleine Uhren-Manufaktur begann 2001 ihre zweite Karriere.
Heute verantwortet Borowski als Geschäftsführerin und Gesellschafterin bei dem nach eigenen Angaben größten Hersteller mechanischer Uhren in Deutschland von Berlin aus die Markenkommunikation und das Design und leitet die Nomos-Tochtergesellschaft Berlinerblau. Regelmäßig reist sie in die sächsische Firmenzentrale. Rund 300 Mitarbeiter arbeiten heute für das 1990 gegründete Unternehmen. Die kreative Arbeit, die Uhrmacherkunst der Glashütter durch ästhetisches Design und einfallsreiche Kommunikation zu verdientem Glanz zu verhelfen, treibt sie an.
Doch nicht immer lassen sich auch für eine erfolgreiche Unternehmerin die Zeitenläufe ausblenden. Zuletzt ging Borowski deshalb mit ihrem Mitgeschäftsführer Uwe Ahrendt bewusst in die Öffentlichkeit. NOMOS Uhren bedienen den Weltmarkt, der Anteil ausländischer Händler wächst stetig. Deshalb setzte die Unternehmerin anlässlich rechtsradikaler Übergriffe im vergangenen Jahr öffentliche Zeichen für ein weltoffenes Sachsen. Das traf nicht nur auf Zustimmung im Freistaat – doch für Borowski war es ein Akt der Bürgerpflicht und ein wichtiges Statement für den Wirtschaftsstandort Sachsen.