Coworking Spaces sind auch für Mittelständler eine spannende Alternative zum eigenen Büro. Unser Beispiel zeigt, dass sie Flexibilität bieten und im Geiste jung halten, was positive Auswirkungen auf Arbeitsergebnisse haben kann. Ob es für Ihr Unternehmen das Richtige ist, entscheiden Sie am besten nach einem persönlichen Besuch. Von Steffen Ritter
fokus > p ist eine Kommunikationsagentur, die auf die Pflegewirtschaft spezialisiert ist. Als wir sie 2012 gegründet hatten, mieteten wir wie die meisten anderen Mittelständler ein klassisches Büro an. Seitdem sind wir mehrmals umgezogen, die Rahmenbedingungen blieben jedoch unverändert: Stets unterschrieben wir Mietverträge für mehrere Jahre, kümmerten uns selbst um die Einrichtung der Räume und hatten kaum Kontakt zu anderen Mietern.
Da unser Mietvertrag ausgelaufen war, stand 2018 wieder ein Umzug an. Über Bekannte erfuhr ich, dass der Coworking-Anbieter Mindspace neben Plätzen für Selbstständige auch abschließbare Büros für ganze Teams anbietet. Dies fand ich spannend, denn zuvor bin ich davon ausgegangen, dass sich Coworking ausschließlich für Freelancer eignet. Ich war neugierig und entschied mich dazu, mir das Angebot näher anzusehen.
Der erste Eindruck
Zuallererst überzeugte uns die Lage am Gendarmenmarkt im Herzen von Berlin. Unsere Kunden sind mittelständische Pflegeunternehmen aus ganz Deutschland und kommen uns gerne in der Hauptstadt besuchen. Eine gute Erreichbarkeit ist ihnen genauso wichtig wie unseren Mitarbeitern. Gleichzeitig ist ein zentrales Büro in Berlin schwer zu finden und kaum zu bezahlen.
Der Arbeitsalltag im Coworking Space
Als Kommunikationsagentur besteht unser Alltag aus Telefonaten mit Kunden und Journalisten, Team-Meetings oder Phasen, in denen wir an Kommunikationskonzepten arbeiten. Zwar hat sich unser Arbeitsalltag nicht um 180° gewendet, wahr ist jedoch, dass wir jetzt noch lieber ins Büro gehen als vorher. Zum einen gefällt uns das Ambiente: Wir können sowohl in unserem eigenen Raum arbeiten und die Tür hinter uns abschließen als auch in einer der vielen unterschiedlichen Lounges Platz nehmen. Besonders kreative Ideen kommen uns sogar eher beim Arbeiten in diesen Gemeinschaftsräumen, denn hier fordert die künstlerische Einrichtung den Verstand eher heraus.
Komplett neu ist für uns hingegen der Austausch mit den anderen Mitgliedern. Während man als Mieter eines klassischen Büros höchstens am Kaffeeautomaten oder beim Rauchen auf Externe trifft, gehört bei Mindspace der Austausch zum Konzept. Hier gibt es eine App, über die wir uns mit anderen Mitgliedern vernetzen können. Unsere Mitarbeiter nehmen auch gerne an gemeinsame Frühstücken, Yoga Sessions oder Abend-Events teil. Überall trifft man spannende Menschen, sowohl Startup-Gründer und Selbstständige als auch Mitarbeiter von Innovationsabteilungen großer Konzerne. In Gesprächen erfahren wir, welche Entwicklungen in der Mobilitäts- oder Telekommunikationsbranche gerade anstehen. Dies hilft uns, im Geiste jung zu bleiben und bringt uns auf neue Ideen für unsere eigene Arbeit.
Was es zu beachten gibt
Der Umzug in einen Coworking Space hat viele Vorteile und doch sollte dieser nicht überstürzt geschehen. Für unsere Mitarbeiter ist der Arbeitsplatz bei Mindspace ein Grund mehr, für fokus > p tätig zu sein. Sie schätzen die Lage und die Atmosphäre und freuen sich über den Austausch mit anderen Mitgliedern.
Allerdings ist die Arbeit in einem Coworking Space nicht für jeden geeignet. Wenn Ihre Mitarbeiter sich lieber im eigenen Büro aufhalten und nichts von der Außenwelt mitbekommen möchten, werden sie hier nicht glücklich. Man wird ständig mit anderen Mitgliedern und neuen Menschen konfrontiert, sobald man das eigene Büro verlässt. Deshalb würde ich empfehlen, auf jeden Fall Ihre Mitarbeiter zu fragen, bevor Sie sich für einen Coworking-Anbieter entscheiden. Im besten Fall besuchen Sie den Space sogar mit Kollegen.
Außerdem entstehen die Kontakte mit anderen Mitgliedern auch im Coworking Space nicht von alleine. Wie generell beim Netzwerken empfiehlt es sich, auf Veranstaltungen auf Menschen zuzugehen und aktiv das Gespräch zu suchen. Wer in der Ecke steht und darauf wartet, angesprochen zu werden, wird kaum neue Menschen kennenlernen.
Der Autor
Steffen Ritter ist Geschäftsführer von fokus > p.