Donnerstag, März 28, 2024

EWE-Bilanz: Halbjahr liegt im Rahmen der Erwartungen

EWE, der Energie- und Telekommunikationsdienstleister, der auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aktiv ist berichtet, dass die Halbjahresergebnisse im Rahmen der Erwartungen liegen. Während der Umsatz und das Operative EBIT gesteigert werden konnten, sank das Periodenergebnis. Das CO2-Einsparziel bei der Stromproduktion wurde vorzeitig erreicht. Dank der Veräußerung der türkischen Gesellschaften konnten die Risiken reduziert werden.

Oldenburg. Der Energie- und Telekommunikationsdienstleister EWE hat das erste Halbjahr 2019 im Rahmen der eigenen Erwartungen abgeschlossen: Zum 30. Juni des laufenden Geschäftsjahres konnte das Unternehmen seinen Konzernumsatz um 7,8 Prozent auf 2.949,2 Millionen Euro (2018: 2.735,1 Millionen Euro) steigern. Das Operative EBIT, die wesentliche Kennzahl für die operative Geschäftstätigkeit, stieg im selben Zeitraum um 4,6 Prozent auf 271,8 Millionen Euro (259,9 Millionen Euro) an. Das Periodenergebnis des Konzerns verringerte sich im Vorjahresvergleich von 149,7 Millionen Euro auf 115,1 Millionen Euro. EWE-Finanzvorstand Wolfgang Mücher erläutert: „Das Periodenergebnis ist vor allem aufgrund von Stichtagsbewertungen der Sicherungsgeschäfte im Energiehandel gesunken. Die Bewertung solcher Derivate schwankt im Verhältnis zu den Marktpreisen und ist daher im Jahresverlauf entsprechend volatil, so dass sich daraus keine strukturellen Herausforderungen ableiten.“

Im Geschäftssegment Erneuerbare, Netze und Gasspeicher

lag der externe Umsatz mit 410,3 Millionen Euro (2018: 431,8 Millionen Euro) um 5,0 Prozent unter Vorjahresniveau. Der Rückgang lässt sich im Wesentlichen auf die Saldierung der EEG-Vergütung im Einspeisevergütungsmodell zurückführen. Der Anteil des Segments am Gesamtumsatz des Konzerns belief sich auf rund 13,9 Prozent (15,8 Prozent). Das Operative EBIT betrug im ersten Halbjahr 205,8 Millionen Euro (233,5 Millionen Euro), wobei die geringere energiewirtschaftliche Rohmarge bei den Verteilnetzen zu einer Ergebnisbelastung führte. Im Bereich Erneuerbare wirkten höhere Winderträge des Offshore Windparks RIFFGAT sowie Erträge aus Vertragsstrafen beim Bau des Offshore Windparks TWB II positiv. Des Weiteren konnte EWE GASSPEICHER höhere Entgelte im Rahmen der Kavernenvermarktung erzielen.

Das Segment Vertrieb, Dienstleistungen, Handel

erzielte einen externen Umsatzanstieg in Höhe von 10,0 Prozent auf 1.939,0 Millionen Euro (1.763,5 Millionen Euro), der aus erhöhten Energiehandelsaktivitäten und Preismaßnahmen im Energievertrieb resultiert. Der Anteil des Segments am Gesamtumsatz des Konzerns betrug 65,8 Prozent (64,5 Prozent). Das Operative EBIT erhöhte sich deutlich auf 73,8 Millionen Euro (40,6 Millionen Euro), wobei der Anstieg vor allem auf die Marktpreisentwicklung von Gas und das damit verbundene Gasspeicherergebnis im Energiehandel zurückzuführen ist. Hinzu kam im Bereich IT ein Einmaleffekt aus dem Verkauf eines Geschäftsbereichs.

Das Segment Ausland (Polen)

verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 25,0 Prozent auf 35,0 Millionen Euro (28,0 Millionen Euro), die überwiegend aus dem Stromgeschäft entstammt. Der Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns betrug 1,2 Prozent (1,0 Prozent). Das Operative EBIT sank auf -0,7 Millionen Euro (5,3 Millionen Euro). Der Rückgang ist vor allem auf bereits realisierte sowie erwartete Verluste in der Strombeschaffung zurückzuführen.

Im Segment swb

lag der externe Umsatz mit 563,8 Millionen Euro (510,9 Millionen Euro) um 10,4 Prozent ebenfalls über Vorjahresniveau. Vor allem gestiegene Netzentgelte bei wesernetz sowie Preisanpassungen im Strom- und Gasbereich bei swb Vertrieb führten zu diesem Anstieg. Der Anteil des Segments am Gesamtumsatz des Konzerns belief sich auf 19,1 Prozent (18,7 Prozent). Das Operative EBIT zeigte sich deutlich verbessert bei 41,7 Millionen Euro (6,0 Millionen Euro). Hauptgründe für die Steigerung waren eine höhere Erlösobergrenze im Netzbereich, geringere Aufwendungen für Instandhaltungen sowie positive Mengeneffekten aufgrund von Kraftwerkausfällen im Vorjahr im Entsorgungsbereich. Gegenläufig wirkten negative witterungsbedingte Mengeneffekte sowie geringere Margen aufgrund gestiegener Bezugskosten im Vertrieb.

Die Zahl der Beschäftigten im EWE-Konzern stieg im ersten Halbjahr auf im Mittel 8.741 (8.372) Mitarbeiter an. Der Aufbau ergibt sich im Wesentlichen aus Projekten bei den Netzgesellschaften, der Marktraumumstellung von L- auf H-Gas sowie aus der Erweiterung des Konsolidierungskreises im Bereich Erneuerbare.

Folgende für EWE wesentliche Themen haben sich im ersten Halbjahr positiv entwickelt:

CO2-Einsparziel vorzeitig erreicht
Die spezifischen CO2-Emissionen der Stromproduktion im EWE-Konzern sanken auf 493 g CO2 / kWh, was gegenüber dem Ausgangswert im Jahr 2005 eine Reduzierung um 40,4 Prozent bedeutet. Das 2014 definierte Ziel einer Reduktion um 40,0 Prozent bis 2020 wurde von EWE somit vorzeitig erreicht. „Der Ausbau der Stromgewinnung aus Windenergie an Land und die Abkehr von Steinkohle als Energiequelle wird die spezifischen und absoluten CO2-Emissionen im EWE-Konzern in den kommenden Jahren zudem weiter senken“, kündigt EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler an.

Neue Konzernstrategie wird umgesetzt
Die im Sommer 2018 veröffentlichte Konzernstrategie weist EWE den Weg vom klassischen Energieversorger und Telekommunikationsunternehmen zum Lösungsanbieter, der die Bereiche Energie, Wärme, Telekommunikation, Daten und Mobilität für seine Kunden einfach und alltagstauglich bündelt. „Aktuell sind wir dabei, uns konzernweit nach Geschäftsfeldern zu organisieren, um unsere Aktivitäten effizienter über verschiedene Konzerngesellschaften hinweg steuern zu können“, erläutert Dohler. „Dies ist die Voraussetzung, um unseren Kunden in einer komplexer werdenden Welt vernetzte Produkte und Dienstleistungen sowie zeitgemäßen Service zu bieten.“ Ziel sei es, die Steuerung nach Geschäftsfeldern im Jahr 2020 konzernweit etabliert zu haben.

Suche nach strategischem Investor läuft
Bei der geplanten Weiterveräußerung von 26 Prozent Anteilen an der EWE AG ist das Unternehmen weiterhin im Zeitplan. „Wir haben die Gespräche mit den verschiedenen Interessenten weitgehend abgeschlossen und erwarten in den kommenden Wochen die verbindlichen Angebote“, erläutert Dohler. „Ich bin daher zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit unseren Anteilseignern noch in diesem Jahr zu einer Entscheidung kommen können.“

Türkische Beteiligungen veräußert
Die Veräußerung der türkischen EWE-Gesellschaften an das aserbaidschanische Unternehmen SOCAR konnte im Verlauf des ersten Halbjahres abgeschlossen werden. EWE hatte im Zuge der strategischen Neuausrichtung den Markt für diesen Schritt sondiert und entschieden, sich auf die Chancen und Herausforderungen im Heimatmarkt zu fokussieren.
Mit dem erreichten Ergebnis zeigte sich Finanzvorstand Wolfgang Mücher zufrieden: „Zwar haben wir im jetzigen Halbjahresabschluss einen Aufwand von 39,9 Millionen Euro verbucht, doch entscheidend ist die Risiko-Reduzierung um insgesamt 220 Millionen Euro, die aus Garantien und Verpflichtungen für die EWE AG bestanden. Weithin werden Ressourcen frei, die für die Umsetzung der zahlreichen Aufgaben im Konzern gut eingesetzt werden können.“ Wolfgang Mücher erläutert auch die versprochene Gesamtrechnung: „Zieht man nüchtern Bilanz, dann haben wir nach zwölf Jahren rund 290 Millionen Euro weniger eingenommen, als seinerzeit für den Erwerb der Gesellschaften aufgewendet worden ist. Jedoch beträgt der rechnerische Gesamteffekt durch die Abwertung der Währung allein schon 330 Millionen Euro.“
Diese Summe sei in Form von Wertanpassungen zu weiten Teilen bereits in zurückliegenden Jahren in die Bilanz eingeflossen. Die türkischen Gesellschaften hätten sich während der Zeit im EWE-Konzern insgesamt gut entwickelt betont Wolfgang Mücher: „Wir haben kontinuierlich Kunden hinzugewonnen, eine leistungsfähige Infrastruktur aufgebaut und das Gasnetz mit in der Türkei erwirtschafteten Investitionsmitteln in angrenzende Gebiete rund um Bursa und Kayseri erweitert.“ Heute hätten dadurch deutlich mehr Menschen Zugang zu einem sicheren Erdgasanschluss und profitierten von einer stark verbesserten Luftqualität in den zuvor von Kohleheizungen dominierten Gebieten.
All dies dürfe man bei der rückblickenden Bewertung dieses Engagements ebenso wenig vergessen, wie die Tatsache, dass die Türkei im Jahr 2007 für internationale Investoren sehr attraktiv gewesen sei: „Die junge Bevölkerung, eine rasant wachsende Wirtschaft und die seinerzeit laufenden Verhandlungen über den EU-Beitritt geben einen Eindruck davon“, so Mücher. Mit dem Putschversuch im Sommer 2016 habe sich das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld des Investments dann jedoch unerwartet verändert. „Die türkische Lira hat seitdem im Vergleich zu Euro und Dollar so stark an Wert verloren, dass unsere Beteiligungen in einem Maß beeinträchtigt wurden, die auch mit Absicherungsgeschäften nicht aufzufangen waren“, schildert Mücher. Der Verkauf sei daher der richtige Schritt gewesen und mit SOCAR für die türkischen Gesellschaften vor Ort der richtige Partner gefunden worden, um weiter erfolgreich zu wachsen.
„Nun haben wir einen guten Ausstieg in schwierigen Zeiten erzielt. Die Richtigkeit der Verkaufsentscheidung zeigt sich auch in der Bestätigung unseres stabilen Ratings durch Moodys“, fasst Wolfgang Mücher zusammen.

Glasfaser-Kooperation mit der Telekom
EWE und Deutsche Telekom haben im März 2019 einen Vertrag zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens Glasfaser Nordwest unterzeichnet, das über einen Zeitraum von zehn Jahren bis zu zwei Mrd. Euro in den Glasfaserausbau investieren soll. Das Unternehmen soll bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmensstandorte in Teilen Niedersachsens, Bremens und Nordrhein-Westfalens erschließen. Die Freigabe des Bundeskartellamts für das Vorhaben wird im Herbst erwartet.

Ausblick
EWE erwartet für das laufende Geschäftsjahr unter Berücksichtigung der zu erwartenden speziellen Branchenentwicklungen, der politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen und des fortgesetzt intensiven Wettbewerbs im Energiemarkt unverändert ein im Vergleich zu 2018 um zehn bis 25 Prozent gestiegenes Operatives EBIT.

Der Halbjahresbericht ist auf www.ewe.com abrufbar. 

 

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