Die ZEITENWENDE mutig für einen Aufschwung Ost 4.0 nutzen
FÜR EINE STARKE UND ATTRAKTIVE WIRTSCHAFTSREGION OSTDEUTSCHLAND
Der Präsidenten-Club des Ostdeutschen Wirtschaftsforums erwartet von der Politik in Bund und Ländern, die für eine erfolgreiche Entwicklung Ostdeutschlands notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Sie sollten darauf ausgerichtet sein, Unternehmergeist und Innovationskraft der ostdeutschen Unternehmen frei zu setzen und zu befördern. Die Wissenschaft ist aufgefordert, den besonderen Bedingungen der vorrangig mittelständisch geprägten Wirtschaft in Ostdeutschland Rechnung zu tragen und beispielhaft auf die Herausforderungen des Strukturwandels zu reagieren.
1. Die Zeichen der Zeitenwende erkennen und Klartext sprechen
Die Ursachen sind klar: Die Weltwirtschaft verliert ihre bewährten multilateralen Spielregeln. Die digitale Transformation greift in alle Bereiche des Lebens ein. Die Klimaveränderung verschiebt Prioritäten.
Diese grundlegenden und strukturellen Veränderungen, die nach 29 Jahren deutscher Einheit die neuen Bundesländer ebenso wie ganz Deutschland, Europa und die ganze Welt vor neue Herausforderungen stellen, sind Herausforderungen mit neuen tiefgreifenden Risiken, aber auch mit herausragenden Chancen.
Dazu gehört es, die Risiken wie auch die Chancen mit mutigen und strategisch durchdachten Aktivitäten aufzuzeigen. Der Strukturwandel in den Regionen ist nicht mit der Mentalität des Bewahrens, sondern mit Mut und Augenmaß erfolgreich zu gestalten. Denkmuster wie „Das wird schon“ und „Weiter so“ sind Strategien von gestern, die für das Morgen nicht taugen.
2. Initiative und Mut für die erste Reihe
Der Angleichungsprozess zwischen Ost und West ist seit Jahren ins Stocken geraten. Ungeachtet dessen ist viel geschaffen worden, was aber angesichts des postulierten Ziels der Gleichheit der Lebensverhältnisse keine motivierenden Wirkungen in breiten Bevölkerungsschichten entfaltet. Die neuen Bundesländer sind nicht mehr neu und ein Nachbau West ist kein Modell für die Zukunft mehr.
Jetzt bedarf es eines Aufschwungs Ost 4.0. Dies verlangt mehr als Lippenbekenntnisse, sondern neue Ideen, die in konkreten Projekten mit Beispielcharakter ihren Ausdruck finden. Dazu stimmen sich die ostdeutschen Bundesländer direkt ab, entwickeln arbeitsteilig und sich gegenseitig ergänzend Initiativen und fokussieren sich auf Synergien zwischen den Ländern. „Ostdeutsches“ Interesse hat die Gesamtregion im Auge und endet nicht an der jeweiligen Landesgrenze.
3. Verwaltungen werden Ermöglicher und Dienstleister
Das aktuelle System Verwaltung ist auf Absicherung und Kontrolle ausgerichtet und wirkt angesichts der globalen Herausforderungen als handlungsunfähig, wettbewerbsbehindernd und abschreckend. Die Verwaltung braucht eine neue Grundhaltung als Ermöglicher und Dienstleister. Das beginnt bei der lösungsorientierten Nutzung von Spielräumen und reicht bis zur Vereinfachung von Regularien und Zuständigkeiten. Die Verwaltung muss durch die Digitalisierung in die Lage zu schnellem Handeln versetzt werden. Bürokratische Workflows müssen entflochten werden. Die Verantwortlichen sollen daran gemessen werden.
4. Gründerkultur und Unternehmertum wertschätzen
Ostdeutschland soll ein Land der Unternehmer und Erfinder sein. Die Kleinteiligkeit der Wirtschaft sorgt hier für niedrige Eintrittsschwellen und die gut entwickelte universitäre Infrastruktur für beste Voraussetzungen.
5. Innovationsräume schaffen
Die unzähligen Maßnahmen und Initiativen zum Thema Innovation in der ostdeutschen Wirtschaft sind schlecht koordiniert, unübersichtlich und häufig wenig wirksam. Die Verwaltung der zahllosen Förderungsmöglichkeiten ist bürokratisch. In den Innovationsräumen können sich alle Initiativen von Bund, Ländern, Verbänden, Kammern und Privatwirtschaft betätigen.
Die in den Ländern einzurichtenden Innovationsräume können unterschiedliche Formen haben, aber ihr Tun muss messbar sein. Es geht um die
· Bündelung der innovationsunterstützenden Player zu einer Meta-Initiative, die die Innovationskraft in Ostdeutschland maßgeblich entwickelt,
· Gründung einer Art Innovationsagentur, die Ideen sammelt und Vernetzung organisiert,
· Bildung eines Thinktank, der vorausdenkt und Impulse gibt.
6. Universitäten und Fachhochschulen gleichen fehlende Konzernforschung aus
Universitäten und Fachhochschulen sind mit zusätzlichen Mitteln auszustatten, um gezielt Innovationen und Existenzgründungen zu initiieren und zu begleiten. Die Forschungsbereiche des universitären Bereichs sind als Ausgleich für fehlende Konzernforschung in Ostdeutschland weiter auszubauen. Stimulierung direkter Bezüge zur Wirtschaft und Sicherung eines attraktiven Übergangs von Studium/Ausbildung zum beruflichen Einstieg. Nach attraktivem Studium im Osten muss auch der attraktive Berufseinstieg im Osten möglich sein.
7. Mehr Internationalisierung gerade in turbulenten Zeiten
Es geht um die gezielte Befähigung von Unternehmen, international zu agieren und so ihre Marktchancen zu verbessern. Dem Umgang mit der englischen Sprache und fremden Kulturen kommt dabei ebenfalls eine besondere Bedeutung zu. Expansions- bzw. exportfördernde Strukturen im Osten müssen stärker entwickelt werden. Markteintrittsbedingungen für ausländische Firmen/Investoren vereinfachen, attraktive Anreize schaffen, territoriale und infrastrukturelle Vorteile des Ostens gezielt nutzen.
Der Präsidenten-Club des Ostdeutschen Wirtschaftsforums
ist ein beratendes Gremium, das aktuell aus neun Vertretern unterschiedlichster Wirtschaftsverbände und Kammern Ostdeutschlands besteht und insgesamt etwa 165.000 Unternehmen vertritt. Mehr zum Club
Foto: OWF/Succo